Samstag, 04.
November 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
„Ukraine braucht Hilfe
mehr denn je“
Landeskirche
beteiligt sich an Südosteuropahilfe – 10 000 Euro gespendet
VON GERD
HENKE
Beim Annehmen und Verladen der Spendengüter sind immer zahlreiche Helfer im Einsatz. Diesmal halfen auch die Pfarrer David Seibel (links) und Oliver Schmalz in Ostheim mit.
Fotos: Gerd Henke
David Seibel Pfarrer Liebenau
Oliver Schmalz Diakonie
Der Andrang bei den Annahmestellen ist in jeden Jahr groß. Wie hier auf den Hof von Ottmar Rudert in Ostheim.
Ostheim/Westuffeln –
Die Ukraine wird aus Nordhessen auch in diesem Herbst wieder tatkräftig unterstützt. Es sind nicht nur zahlreiche Privatpersonen, die mit ihren Sachspenden der traditionellen Hilfsaktion von
Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau zum Erfolg verhelfen. Diesmal ist auch die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck mit einer großzügigen Spende dabei.
Der Referatsleiter
Diakonie der Landeskirche, Dr. Oliver Schmalz, übergab jetzt in Ostheim eine Geldspende von 10 000 Euro an Rudert und Rüddenklau. Das Geld stammt aus einer Spendenaktion der Landeskirche, die
Partnerkirchen in Rumänien, Estland und der Ukraine unterstützt, sagte Dr. Schmalz gegenüber unserer Zeitung. Ihn begleitete David Seibel, Pfarrer des Kirchspiels Liebenau, der in seinen
Gemeinden für die Hilfsaktion wirbt.
Die Spende der
Landeskirche soll einem regionalen Krankenhaus mit Pflegeheim in Stara Kotelnja nahe der Großstadt Zhytomyr zugutekommen. Mit dem Geld sollen dringend notwendige Sanierungsarbeiten an den
Sanitäranlagen finanziert werden. Das Krankenhaus hatten Rudert und Rüddenklau bei ihrer Reise im Mai besucht. „Das ist ein regionales Projekt, wo wir direkt verfolgen können, was mit unserem
Spendengeld passiert und wie es angelegt wird“, sagt Dr. Schmalz. Pfarrer David Seibel pflichtet ihm bei: „Die Menschen hier wollen wissen, wohin das Geld fließt“.
Dass die
Spendengelder bei der Südosteuropahilfe von Rudert und Rüddenklau gut angelegt werden, das ist auch den zahlreichen Vereinen, Organisationen, Firmen und Geschäftsleuten klar, die in den
vergangenen Wochen die Hilfsaktion für die Ukraine, Moldau und Rumänien unterstützt haben. „Damit sind wir in der Lage, die inzwischen teurer gewordenen Transportkosten zu stemmen“, sagt Günter
Rüddenklau. Die Charter eines Lkw liege inzwischen bei fast 4000 Euro. Rüddenklau geht davon aus, dass auch in diesem Jahr wieder mindestens zehn Transporte gen Südosteuropa geschickt werden
können.
Mit welchem
Engagement auch die vielen ehrenamtlichen Helfer auf den Höfen von Rudert und Rüddenklau in Ostheim und Westuffeln bei der Sache sind, wenn‘s ans Beladen der Sattelzüge geht, davon konnten sich
die beiden Pfarrer Schmalz und Seibel überzeugen. Sie packten selbst mit an und hievten Kartons, Fahrräder, Rollstühle und Bettgestelle mit auf die Lkw-Ladefläche.
Hunderte Menschen
aus der ganzen Region bringen in diesen Tagen wieder ihre Sachspenden zu den Scheunen und Lagerhallen der beiden Biobauern. Angenommen werden sicher verpackte, gut erhaltene und brauchbare
Gegenstände wie warme Kleidung, Decken, Tische, Stühle, funktionierende Haushaltsgeräte, Fahrräder, Rollatoren, Rollstühle und haltbare Lebensmittel. Die Südosteuropahilfe wurde vor 17 Jahren ins
Leben gerufen. Auch diesmal wird damit gerechnet, dass wieder an die 100 Tonnen Spendengüter zusammenkommen.
Während einige
Lastwagen nach Rumänien und Moldawien fahren, bleibt die Ukraine Schwerpunkt der Aktion. Das Land befindet sich nun schon im zweiten Jahr in dem ihm von Russland aufgezwungenen Krieg. Gerade in
den vergangenen Tagen, als das Augenmerk der Weltöffentlichkeit auf den Krieg in Israel und Gaza gelenkt ist, überzieht Russland seine Nachbarn unablässig mit Raketenangriffen.
Allein am Mittwoch
seien über 100 Städte und Dörfer unter Beschuss genommen worden, wird berichtet. „In dieser Situation dürfen wir die Menschen in der Ukraine nicht allein lassen. Sie brauchen unsere Hilfe – mehr
denn je“, sagt Ottmar Rudert.
Die beiden
Landwirte bedanken sich gleichzeitig bei den zahlreichen Spendern aus der Region. Und sie weisen darauf hin, dass am heutigen Samstag letztmals Spenden angenommen werden können.
Samstag, 21.
Oktober 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Ukrainehilfe-Sammlung
läuft wieder
Spendenannahme
bei Rüddenklau/Rudert auch für Moldawien und Rumänien
VON GERD HENKE
Es geht wieder los: Die nächste Sammelaktion für die Ukraine, Moldawien und Rumänien startet am Dienstag. Auf dem Hof von Günter Rüddenklau in Westuffeln sind schon die ersten
Spenden abgegeben worden. Auch der Hof von Ottmar Rudert in Ostheim wird wieder Sammelstelle sein. Foto: Gerd Henke
Westuffeln/Ostheim – Die ersten Anrufer melden sich bereits im Sommer. Aber dann herrscht auf den Biohöfen von Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert noch Hochbetrieb und die Landwirte können
noch keine Sachspenden für ihre Südosteuropahilfe annehmen. Hochbetrieb wird auf den beiden Höfen ab Dienstag kommender Woche aus anderem Grund wieder herrschen: Denn dann startet die neue
Spenden-Kampagne für die Ukraine, Moldawien und Rumänien.
Seit nunmehr 17 Jahren sammeln Rudert und Rüddenklau schon Geld- und Sachspenden für notleidende Menschen in Südosteuropa. Seit Februar vergangenen Jahres ist selbstverständlich die von Russland
völkerrechtswidrig überfallene Ukraine Schwerpunkt der Südosteuropahilfe. Immer härter sind Land und die Zivilbevölkerung von dem brutalen Angriffskrieg der Russen betroffen. Drohnen, Bomben und
Raketen sind in den 20 Monaten seit Kriegsbeginn im gesamten Land eingeschlagen.
Mit ihrer Ukrainehilfe unterstützen Rudert und Rüddenklau vor allem medizinische Einrichtungen, Altenheime und Krankenhäuser. Pflegebetten, Rollstühle, Rollatoren, medizinisches Gerät und sogar
Prothesen sind schon in die Ukraine geliefert worden.
Die beiden arbeiten dabei auch mit dem von Pfarrer Stefan Krönung geleiteten Auslandsdienst der Malteser in Kassel zusammen, wo unter anderem auch Medikamente gesammelt werden. Not und Armut
herrschen auch in Teilen des an die Ukraine angrenzenden Moldawien immer noch. In dem bitterarmen Transnistrien stehen russische Truppen, die Provinz wird von Russland kontrolliert.
Auch nach Moldawien, das viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen hat, geht jedes Jahr mindestens ein Lkw mit Hilfsgütern hin. Und auch Gemeinden in Rumänien warten alljährlich auf
Unterstützung aus Nordhessen. So hat die Südosteuropahilfe in den zurückliegenden 16 Jahren erfolgreiche Kooperationen unter anderem mit Kirchengemeinden in Sibiu, Tirgu Mures und Fagarasch
aufgebaut.
Ab kommendem Dienstag, 24. Oktober, können die Nordhessen wieder in Kartons und Säcken verpackte guterhaltene, brauchbare Gegenstände zu den Annahmestellen in Ostheim und Westuffeln bringen.
Warme Kleidung, Decken, Tische, Stühle, funktionierende Haushaltsgeräte, Fahrräder, Rollatoren, Rollstühle und haltbare Lebensmittel – alles findet dankbare Abnehmer in Südosteuropa. Der erste
große Lkw-Transport soll dann schon nächste Woche auf die Reise in die Ukraine gehen.
Freitag, 04.
August 2023, Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte) / Stadtteile
Kasseler Betten für
ukrainisches Altenheim
Humanitäre
Hilfe Nordhessen sendet Lastwagen mit Hilfsgütern ins Kriegsgebiet
VON DENIZ
ARMUT
Hilfstransport in die Ukraine: Die Humanitäre Hilfe Nordhessen sammelt Pflegeausstattung für ein Altenheim. Unser Foto zeigt
(von links) Einrichtungsleiterin Charlotte Bellin, Landwirt Ottmar Rudert, Anton Kravitz (Helfer aus der Ukraine), Jens Gronemann, Eva-Maria Wehmeyer (beide Altenhilfe), Landwirt Günter
Rüddenklau. Foto: DENIZ ARMUT
Kassel – Momentan füllen Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau nun bereits ihren 30. Lkw mit Hilfsgütern für die Ukraine seit dem Kriegsbeginn im Februar 2022.
„Eine kleine Feierstunde auf den Dreißigsten“, scherzt Ottmar Rudert. Hinter dem, was sich zunächst als Scherz präsentiert, verbirgt sich jedoch mittlerweile jahrelange Arbeit und Unterstützung
im ukrainischen Kriegsgebiet.
Ganz durch Zufall, so berichtet Ottmar Rudert, seien die beiden Landwirte aus dem Kreisteil
Hofgeismar bei einer Fahrt mit dem LKW nach Moldawien vor 16 Jahren auf die Idee gekommen, Hilfsgüter nach Südosteuropa zu transportieren. Seitdem lieferten sie jährlich dorthin. 2016 begannen
sie ihren Hilfstransport in die Ukraine.
Zu Kriegsbeginn füllten sie zunächst ganze Lkws mit Lebensmitteln zum Spenden. Hinzu kamen über die Zeit dann Möbel,
Kleidungsstücke, Pflegeausstattung, Medikamente und weiteres. Besonders betont das Team eine Prothesenspende von der letzten Lieferung. „Jede Prothese gibt einem Menschen neue Lebenskraft“, so
berichtete ihnen ein ukrainischer Arzt aus dem Altenheim in Ivanowa, das vom Team beliefert wird.
Die Spenden setzen sich zusammen aus Abgaben unterschiedlicher Einrichtungen oder Privatpersonen, welche sich bei ihnen melden
können. Diese Spenden nehmen sie jedoch erst ab Ende Oktober wieder an, da für die beiden Bauern nun Erntesaison ansteht. Diesmal wurden unbenutzte Betten und Mobilitätshilfen vom Evangelischen
Altenhilfezentrum Stiftsheim Kassel eingesammelt. Neun Betten, 15 Rollatoren und drei bis vier Rollstühle stellte das Pflegeheim zur Verfügung.
„Was hier nicht genutzt wird, wird in der Ukraine mit Kusshand angenommen“, so Charlotte Bellin, die Einrichtungsleitung der
Altenhilfeeinrichtung. Hierzulande gälten für Pflegeequipment hohe Standards, wodurch eigentlich noch nutzbare Gegenstände aus dem deutschen Gebrauch wegfielen, so auch die gespendeten Betten,
welche Elektromängel aufwiesen. In der Ukraine werden derzeit schmale Betten aus Drahtgestellen genutzt, sodass die gespendeten Betten die Lebensqualität der Einwohner des Altenheims in Iwanowa
um einiges erhöhen. „Daran erkennt man mal unseren Wohlstand“, sagt Bellin. Auch Rollstühle würden in deutschen Pflegeeinrichtungen teilweise nur noch herumstehen, da diese immer individuell
angefertigt würden. Sobald sie nicht mehr von der jeweiligen Person verwendet werden, seien sie weder von der Einrichtung zu nutzen, noch nähmen die Krankenkassen diese an. In der Ukraine können
diese problemlos weiterverwendet werden. „Wir geben keinen Schrott ab“, merkt die Einrichtungsleiterin an, während die Helfer gemeinsam mit Mitarbeitern des Pflegeheims schon anpacken und die
Hilfsgüter auf den Anhänger des Wagens trägt.
Noch geht es jedoch noch nicht los in die Ukraine. „Wir füllen die Lkws immer ganz“, merkt Günter Rüddenklau an.
Hinzu sollen innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen noch über 20 Betten von der Altenhilfe Hofgeismar kommen.
Außerdem ist ihnen in Zukunft die Erneuerung und Lieferung sanitärer Anlagen wie Toiletten oder Badewannen, auch mit Eignung für Menschen mit Behinderung, ein Anliegen. Spenden dafür gibt es
schon.
Mittwoch, 19.
Juli 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Hilfstransport in der Ukraine angekommen
Vor
einer Woche stand diese Sitzgruppe noch im Lager des Hofgeismarer Möbelhauses Engelhardt. Jetzt können es sich Bewohner eines Alten- und Pflegeheimes in Stara Kotelnja in der Ukraine darauf
bequem machen. Eric Engelhardt hatte die Sofas sowie einen großen Esstisch mit Stühlen gespendet. Zusammen mit 27 Pflegebetten, Rollstühlen, Fahrrädern und anderen Gebrauchsgegenständen wurden
sie mit einem Hilfstransport in die Ukraine gebracht. Organisiert wurde der Transport von der Südosteuropahilfe der beiden Biobauern Günter Rüddenklau (Westuffeln) und Ottmar Rudert (Ost-heim).
Die beiden hatten bei ihrem Besuch im Mai in Stara Kotelnja der dortigen Heimleitung und den Ärztinnnen zugesagt, sich um eine bessere Ausstattung in Deutschland zu bemühen. Das ist ihnen
gelungen. Die Malteser Auslandshilfe in Kassel hat den Transport mitfinanziert. geh Foto:
privat/Repro: Gerd Henke
Samstag, 10.
Juni 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
HILFEN FÜR DIE UKRAINE
Zivile Unterstützung reißt nicht abDas Netzwerk wird noch enger und fester
VON GERD
HENKE
Samstag, 10. Juni 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Kirchengemeinden, Vereine und Privatpersonen organisieren hier humanitäre Hilfsprojekte für die Ukraine. Für das Land ist
diese Unterstützung von außen unerlässlich in seinem Überlebenskampf.
Kassel/Hofgeismar – Der Krieg begann am 24. Februar 2022. Drei Tage später verließ der erste große Hilfstransport das
Gelände der katholischen Kirche St. Josef in Richtung Ukraine. Organisiert hatte die Aktion Pfarrer Stefan Krönung, der von seiner Kirche im Stadtteil Rothenditmold auch den Malteser
Auslandsdienst in Kassel leitet.
Zeitgleich hatte auch die Südosteuropa-Hilfe von Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert in Westuffeln und Ostheim ihren ersten
Transport auf den Weg in das von Russland überfallene Land gebracht. Seitdem haben die beiden Organisationen – jede für sich – jeweils hunderte Tonnen Lebensmittel, Kleidung, Medikamente,
Verbandsmaterial und Gebrauchsgüter jeglicher Art in das bedrohte Land entsandt.
Während in Ostheim und Westuffeln die Lagerhallen der Biohöfe von Rudert und Rüddenklau als Sammel- und Umschlagplätze
fungieren, ist es in Kassel das Kirchenschiff von St. Josef. Spendengüter, die die Kasselaner dorthin bringen, werden zunächst auf langen Tischen sortiert und dann sorgfältig in Bananenkisten
verstaut. 15 000 solcher Kisten haben die ehrenamtlichen Malteser-Helfer schon auf den Weg gebracht.
Zwar sei das Spendenaufkommen in den vergangenen Monaten kleiner geworden, aber ganz abgerissen ist es nicht, sagt Stefan
Krönung. Und so sind noch immer zahlreiche Kleidungsstücke, Gebrauchsartikel, Medikamente und manches andere zu sortieren und zu verpacken. Der Pfarrer geht fest davon aus, dass angesichts der
Dammbruch-Katastrophe die Spendenbereitschaft wieder erheblich zunehmen wird.
Hilfen für die Ukraine aus dem Kreisteil Hofgeismar: 4500 Ukrainer leben schon lange in Nordhessen
Unterstützung erhalten die Malteser von St. Josef auch von vielen der etwa 4500 Ukrainern, die in Nordhessen schon seit
Jahren eine neue Heimat gefunden haben. Zwei von ihnen sind Oleksander Ordynets und Alexander Snarsky. Ordynets kam 2014 nach Deutschland, als die Russen in den Donbass eindrangen und der Krieg
dem Land aufgezwungen wurde. Der Biologe arbeitet an der Uni Kassel und ist ein international anerkannter Pilzkundler.
Alexander Snarsky ist Nachbar von St. Josef, er war von Anfang an dabei und kümmert sich als Ortskundiger um die Logistik
hier und in der Ukraine. Immer wieder werden auch Medikamente, Verbandsmaterial und medizinisches Gerät in der Ukraine benötigt. Die einschlägige Expertise dafür bringt Dr. Asta Klarner mit. Die
Caldenerin führte bis vor wenigen Jahren eine eigene Praxis in Calden und fährt mehrmals in der Woche nach Rothenditmold, um dort passgenaue Pakete zusammenzustellen.
Für Krönung und seine Unterstützer ist die Hilfe für die Ukraine bedingungslos. Als katholischer Priester sieht er es so:
„Wir bekehren uns, wDie Armen, das ist in diesem Fall das ukrainische Volk, das seit Anfang Mai in allen Landesteilen wieder verstärkt von russischen Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern
heimgesucht wird. Und jetzt auch noch von der Flutkatastrophe mit noch unabsehbaren Folgen für Mensch und Natur. Ebenso wie Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau hält Pastor Krönung die
militärische Verteidigung der Ukraine für legitim und notwendig. Auch als Christ kann er den Pazifismus von manchen seiner Kollegen und Glaubensbrüdern nicht teilen. Einwände gegen
Waffenlieferungen von deutscher Seite hat Krönung nicht.
Hilfe aus dem Kreisteil Hofgeismar für die Ukraine reißt nicht ab: Humanitäre Hilfe hat Priorität
Selbstverständlich hat für ihn, den katholischen Sozialdienst-Pfarer, die humanitäre Hilfe Priorität. Und so makaber es
klingt, für die in St. Josef organisierte Hilfe gehört auch die Beschaffung von Leichensäcken dazu.
Für Stefan Krönung ist es ebenfalls ein Akt der Humanität und Menschenwürde, mit dafür zu sorgen, dass beim Bergen von
Leichen in den Wäldern, auf den Schlachtfeldern und vermutlich nun auch an den Ufern des Dnjepr die Säcke nicht zerreißen. Das nämlich passiere häufig bei qualitativ minderwertigem Material. Für
Angehörige und Bergende sind solche Szenen zutiefst erschütternd und schlicht unzumutbar. So gesehen, stehen die Leute von St. Joseph in Kassel auch dafür, dass Gefallene, Umgekommene und
Ermordete in der Ukraine mit Pietät und in Würde beigesetzt werden können.
Ukraine-Hilfe von Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau hat nicht erst mit Kriegsbeginn eingesetzt. Die beiden organisieren
schon seit 2016 Transporte für das Land. Sie sind fest davon überzeugt, dass die Unterstützung nicht abreißen wird. „Jetzt erst recht“, sagen die beiden angesichts der Flutkatastrophe und sind
sicher, dass das „Netzwerk der zivilen und humanitären Hilfen für die Ukraine noch enger und fester geknüpft werden wird.“ (Gerd Henke)
Donnerstag, 11.
Mai 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Titelseite
Diesen Ofen hatten Günter Rüddenklau (links) und Ottmar Rudert (2. von links) für eine Kirchengemeinde in Butscha finanziert.
Weil sich dort die Lage mittlerweile entspannt hat, gibt Dima (rechts) ihn für das Gebiet um Donezk nahe der Ostfront weiter. Nadiya und Andrey holten das Gerät vergangene Woche ab. Foto: Gerd
Henke
Donnerstag, 11. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
„Ukrainer geben nicht auf“
HNA im Kriegsgebiet: Helfer vom Willen im Land beeindruckt
VON GERD HENKE
Kiew/Hofgeismar – Das Haus in Stara Kotelny, einer Klein-stadt zwischen Zhytomyr und Kiew, ist Hospital, Altenheim und seit Kurzem auch Unterkunft für Gerettete aus Bachmut.
Wer hier betreut wird, hat es vergleichsweise gut getroffen. Das Haus ist einfach ausgestattet, sauber und die beiden Ärztinnen und die Direktorin halten den Betrieb am Laufen. Nur die Betten:
die sind gerade mal 70 Zentimeter breit, die Liegeflächen sind ausgeleierte Drahtgeflechte und dünne, durchgelegene Matratzen.
Als Dr. Lydmila Barabach Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau die Gestelle zeigt, erkennen die beiden, dass hier Abhilfe zu schaffen ist. Sie wissen,
dass in Bad Hersfeld 30 ausrangierte Krankenhausbetten bereitstehen. „Die können wir Ihnen mit dem nächsten Transport mitgeben“, sagen sie.
Seit 2016 organisieren die beiden Biobauern Hilfe für die Ukraine. „Help Ukraine“, steht auf der Ladeklappe ihres Pickups. Dr. Barabach und
Direktorin Olena Madsik freuen sich. Als die beiden Deutschen sich später verabschieden, werden sie von den Frauen geherzt und gedrückt.
Die Ukraine ist heute mehr denn je nicht nur auf militärische, sondern auch auf zivile und humanitäre Hilfe angewiesen. Und die bekommt sie – auch
von Deutschland.
Doch die Ukrainer wissen sich auch selbst zu helfen. „In unserem Wohnblock hilft jeder jedem“, sagt Larissa, unsere Dolmetscherin. Obwohl sie den
alten Mann drei Stockwerke über ihr vorher kaum kannte, kauft sie für ihn ein und schleppt ihm zwei volle Eimer hoch, wenn das Wasser mal wieder aus dem Tankwagen auf der Straße geholt werden
muss. Neulich stand Larissa sechs Stunden in der Schlange vor der Apotheke, ihre Nachbarin brauchte Medizin. „So etwas macht jeder“, sagt Larissa, „das ist für uns normal.“
Der Krieg ist allgegenwärtig in der Ukraine. Die Opferzahlen steigen und die Arm- oder Beinamputierten sieht man inzwischen häufiger auch in der
Hauptstadt. Aber das Leben geht weiter. „Die Ukrainer haben gelernt, den Krieg in ihren Tagesablauf zu integrieren“, beobachtet Ottmar Rudert. So absurd es klingt, „dieser Krieg macht das Volk
stärker.“
In Lwiw steht eine junge Frau an der Fußgängerampel. Auf ihrer Einkaufstasche steht: „Fight like Ukrainians“ (Kämpft wie Ukrainer). Eine Botschaft
für die Welt? Vielleicht. „Dieses Volk werden die Russen nicht niederringen können“, sagt Günter Rüddenklau, „die geben nicht auf.
Wieder Dutzende Spendenangebote
Eine Woche hat HNA-Redakteur Gerd Henke die beiden Ukraine-Helfer Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau begleitet. In dem Land spürten sie große
Dankbarkeit. Gerade zurück erhielten sie wieder Dutzende Spendenangebote für Betten, Rollstühle, Rollatoren, Fahrräder. Die Finanzierung der Transporte läuft über das Spendenkonto beim
Kirchkreisamt Hofgeismar-Wolfhagen DE13 5206 0410 0002 0001 05. Verwendungszweck: Ukrainehilfe. geh
Donnerstag, 11. Mai 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Titelseite
Donnerstag, 11. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
Donnerstag, 11. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
Eine Woche hat HNA-Redakteur Gerd Henke die beiden Ukraine-Helfer Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau begleitet. In dem Land spürten sie große Dankbarkeit. Gerade zurück erhielten sie wieder
Dutzende Spendenangebote für Betten, Rollstühle, Rollatoren, Fahrräder. Die Finanzierung der Transporte läuft über das Spendenkonto beim Kirchkreisamt Hofgeismar-Wolfhagen
DE13 5206 0410 0002 0001 05. Verwendungszweck: Ukrainehilfe.
Donnerstag, 11. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
„DieserKrieg berührt uns unmittelbar“
INTERVIEW - HNA-Redakteur Gerd Henke über seine Reise durch die Ukraine
VON NATASCHA TERJUNG, THOMAS THIELE UND DARIA NEU
Eine bewegende Reise ins Kriegsgebiet liegt hinter
HNA Redakteur Gerd Henke. Im Interview schildert er seine Eindrücke. Foto: PRIVAT
Hofgeismar– Gerd Henke
hat in seiner journalistischen Laufbahn vieles erlebt. Auch Krisen, dramatische Bilder und bewegende Geschichten gehören dazu. Die einwöchige Reise in das ukrainische Kriegsgebiet war jedoch
selbst für den erfahrenen HNA-Redakteur ein Erlebnis, das mit keinem anderen zu vergleichen ist. Wie ihn diese Woche verändert hat und welche Gedanken ihn nachhaltig begleiten, hat er uns im
Interview erzählt.
Gerd, die Frage klingt banal, aber sie ist wichtig: Wie geht es dir gerade?
Ich bin noch etwas müde und geschafft, aber im Grunde geht‘s mir gut. Ich bin sehr zufrieden mit dem Erfolg der Aktion und mit der
tollen Aufnahme, die wir in der Ukraine erlebt haben.
Hast du dich durch die Reise in die Ukraine verändert?
Ob ich mich als Mensch verändert habe, kann ich nicht sagen. Aber möglicherweise haben sich gewisse Einstellungen
verändert.
Welche?
Meine Einstellung in Bezug aufs Leben und Sterben. Wir haben in der Ukraine Situationen gesehen, die wir hier nicht kennen. Sie
haben uns gezeigt, wie nah Leben und Tod beieinander sind. Da denke ich zum Beispiel an den Tag, an dem wir einen großen Friedhof bei Zhytomyr besucht haben. Dort war mit Händen zu greifen,
welche Wunden der Krieg in dem angegriffenen Land hinterlässt, wie hoch die Opferzahlen sein müssen, von denen offiziell nichts bekannt ist. Und wie auf der anderen Seite gerade in den
Großstädten das Leben weitergeht und vor allem junge Menschen versuchen, ihre Jugend auszuleben. Das Erstaunliche ist, dass das normale Leben trotz des Krieges weitergeht. Die Ukrainer sind in
der Lage, den Alltag weiter zu organisieren. Sehr oft haben wir uns während der Reise die Frage gestellt: Wie ist es möglich, dass ein Volk diese Widerstandskraft aufbringt? Trotz enormer Opfer,
trotz des Bewusstseins darüber, dass jederzeit der nächste Einberufungsbefehl kommen kann. Der Krieg ist natürlich immer allgegenwärtig.
Wenn du ein Gefühl beschreiben müsstest, das diese besondere Reise bei dir hinterlassen hat – welches wäre es?
Da ist vor allem die Empörung über diese Sinnlosigkeit. Und außerdem ist mir einmal mehr bewusst geworden, in welcher heilen Welt
wir hier in Deutschland leben. Nur ein paar Hundert Kilometer weiter wird ein brutaler Krieg geführt.
Hattest du in irgendeinem Moment Angst?
Nein, Angst direkt nicht. Aber: Noch nie in meinem Leben habe ich einen Luftalarm gehört. Als wir am vergangenen Donnerstag in
Kiew waren, die Sirenen hörten und tatsächlich am Himmel sahen, wie eine Rakete abgeschossen wurde – da beschleicht einen dann doch ein mulmiges Gefühl. Man schaut nach dem nächsten Unterschlupf,
nach der nächsten U-Bahn-Station.
Hattest du dir die Lage im Vorfeld der Reise anders vorgestellt?
Ich hatte keine konkreten Erwartungen. Und zwar, weil ich schon wusste, dass man sich die tatsächliche Situation im Vorfeld gar
nicht vorstellen kann. Seit 2014 beobachte ich das Geschehen in der Ukraine. Erst recht seit dem 24. Februar 2021. Was mich vor diesem Hintergrund erstaunt – und was ich womöglich nicht erwartet
hatte –, ist die von außen betrachtete Normalität in der Gesellschaft und wie riesig der Zusammenhalt wirklich ist.
Wie schätzt du die aktuelle Gefahr für die Ukraine ein?
Ich persönlich setze darauf, dass die lang erwartete Offensive stattfindet und dass diese dann auch erfolgreich sein wird. Ich
setze darauf, dass es den ukrainischen Streitkräften gelingt, die Russen zurückzudrängen. Ob das auf ganzer Linie gelingt, das weiß niemand. Die Widerstandskraft und die Fähigkeiten der Ukraine
sind aber mittlerweile zu groß, um niedergerungen zu werden. Das ist meine Hoffnung.
Und welche Rolle spielen wir dabei?
Es ist keine Option für uns, die Hände in den Schoß zu legen. Das ist ein Krieg, der uns unmittelbar berührt. Es wäre
nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein solcher Aggressor erfolgreich wäre. Nach allem, was wir von Putin wissen, würde ihn ein Erfolg in der Ukraine nicht stoppen.
Unddeshalb müssen wir höllisch aufpassen, dass Russland nicht zum Erfolg kommt.
Montag, 08.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
Ukraine-Reise:
Überlebende aus Bachmut erzählen
Kiew
– HNA-Redakteur Gerd Henke
begleitete Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau aus dem Kreisteil Hofgeismar eine Woche lang in die Ukraine. Kurz vor ihrer Heimreise gestern trafen sie einen jungen Hauptmann der ukrainischen
Armee. Er wird sich bald in der Nähe von Mariupol an der Frühjahrsoffensive der Ukraine beteiligen. Auch seine Ehefrau Anna ist bei dem Gespräch dabei und berichtet davon, wie es ihr mit dem
Einsatz ihres Ehemannes geht.
Auf ihrer Reise
durch die Ukraine treffen Henke, Rüddenklau und Rudert auch Menschen, die die „Hölle von Bachmut“ überlebt haben. In der Stadt herrschte monatelang ein erbitterter Stellungskampf. Die Menschen,
die in Bachmut gelebt haben, haben alles verloren. Eine Frau erzählt, dass sie ein Jahr lang in einem Keller ausharren musste. geh/ter
Montag, 08. Mai 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Lokales
„Wir müssen gewinnen“
DIE HNA IN DER UKRAINE - Die Überlebenden der „Hölle von Bachmut“
VON GERD HENKE
Eine Woche lang reist HNA-Redakteur Gerd Henke mit Unterstützern aus dem Kreisteil Hofgeismar in die Ukraine. Welche Menschen und Gedanken ihm
begegnen, berichtet er in einer Mini-Serie.
Kiew – Zweimal gab es in der Nacht zum Sonntag Alarm. Während wir draußen die Sirenen hören, werden wir im Hotel über die Zimmerlautsprecher aufgefordert, den
Luftschutzraum im Keller aufzusuchen. Passiert ist glücklicherweise nichts. Am Morgen hören wir, dass im Osten die langerwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine begonnen haben soll. Wenn das
tatsächlich so ist, dann gab es am Donnerstagabend ein gutes Omen. Denn da, so lässt die Regierung mitteilen, sei der ukrainischen Luftabwehr ein bedeutender Schlag gelungen. Im Luftraum über
Kiew sei eine Kinschal abgeschossen worden. Die Hyperschallrakete ist die sogenannte Wunder-Waffe der Russen. Aber gegen das amerikanische Flugabwehrsystem Patriot hatte die Kinschal diesmal
offenbar keine Chance.
Während wir uns nach einer Woche Aufenthalt in der Ukraine auf die Rückkehr nach Deutschland vorbereiten, zieht Dmytro an die Front. Der 39-Jährige
ist Hauptmann der Armee und Vorgesetzter von knapp 40 Soldaten. Der Trupp wird in Richtung Mariupol verlegt. Die Hafenstadt am Asowschen Meer ist von Russen besetzt. Sie soll wie andere Gebiete
in der Frühjahrsoffensive zurückerobert werden. Das Ausstattungsmaterial für die Soldaten ist jedoch knapp. Das Militär stellt Dmytros Einheit drei Lkws und zwei Pick-ups zur Verfügung. Aber der
Trupp benötigt ein weiteres Allrad-Fahrzeug, erzählt uns der Hauptmann im Hotel. Genau an dieser Stelle haben Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert wiederum die Möglichkeit zu helfen. Zwei
Telefonate mit einem befreundeten Händler in der Heimat und ein gebrauchter Pick-up für Dmytro ist geordert. Am Sonntag hören wir, dass ein Verbindungsmann des Hauptmanns mit dem Fahrzeug bereits
auf dem Weg zurück in die Ukraine ist. Hier wird es in den nächsten Tagen von Silbergrau in Olivgrün umlackiert.
Anna, Dmytros Ehefrau, sitzt mit am Tisch. Weil sie sehr bedrückt scheint, fragen wir sie: „Was sind deine Gefühle, wenn du deinen Mann an die Front
ziehen lassen musst?“ Mit leiser, aber fester Stimme antwortet Anna: „Es ist furchtbar und ich bin sehr, sehr traurig. Aber unsere Männer müssen kämpfen. Wir müssen gewinnen.“
Als vor Monaten die Kämpfe um die Stadt Bachmut begannen, gingen Beobachter davon aus, die Stadt im Bezirk Donezk würde in wenigen Wochen fallen.
Doch auch Monate nach dem erbitterten Stellungskampf hält die Ukraine die strategisch wichtige Stadt immer noch. Allerdings sind von den früher 70 000 Einwohnern heute nur noch ein paar Tausend
in der „Hölle von Bachmut“.
In Stara Kotlnya, einer Kleinstadt zwischen Kiew und Zhytomyr, haben wir am Donnerstag zwölf Zivilisten aus Bachmut getroffen: Ein altes Ehepaar,
ältere Frauen, Mütter, einen 21-Jährigen und ein Kleinkind. Die Gruppe war von einigen Soldaten evakuiert worden und ist nun in einem Hospital in Stara Kotlnya in Sicherheit. Ihre Häuser und
Wohnungen in Bachmut sind alle zerstört. Eine Frau berichtet, sie habe ein Jahr lang im Keller verbringen müssen. Eine junge Mutter ist mit ihrem Vierjährigen hier, ein anderer Sohn sei bei den
Großeltern.
Als wir fragen, wo ihr Mann ist, senkt sie den Kopf, bricht in Tränen aus und verlässt den Raum. „Er ist noch in Bachmut“, sagt eine andere Frau. Ihr
Ehemann kämpfe weiter in der „Hölle von Bachmut“.
Beim Abschied von der Gruppe können wir nicht mehr viel sagen. Wenn wir in ihre leeren Augen blicken, erkennen wir, dass sie Unmenschliches gesehen
und erlebt haben. Diese Monate werden sie wohl nie mehr los.
Zum Abschied nehmen wir alle in den Arm. Für einen Moment lösen sich ihre Gesichtszüge und sie lächeln ein wenig. Rudert und Rüddenklau lassen
Lebensmittel und Süßigkeiten für die Gruppe da. Es ist für den Moment alles, was wir tun können.
Samstag, 06.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Die Anspannung in Kiew
steigt
DIE HNA IN DER
UKRAINE - So leben die Menschen mit dem Krieg
VON GERD HENKE
Der friedliche Anschein dieser Straßenszene in Butscha trügt: Zu Beginn des Krieges wurden hier Menschen erschossen, erklärt der
63-jährige Olexander den Besuchern aus Nordhessen. Foto: Gerd Henke
Kiew/Butscha – Keiner weiß, wer den Drohnenangriff am Montagabend auf den Kreml zu verantworten hat. War es ein Propagandamanöver der Russen selber? War es die Ukraine?
Oder war es ein Angriff von Partisanen?
Klar ist indes, dass die Russen am Donnerstagabend ihrerseits die ukrainische Hauptstadt mit einer Drohne attackierten. Doch die Luftabwehr in Kiew
war wiederum auf dem Posten – wie in den meisten Fällen zuvor. Die Drohne wurde zerstört, fiel zu Boden, richtete keinen Schaden an.
„Wir Kiewer kennen das“, sagt Larissa, unsere Dolmetscherin. „Wir vertrauen unserer ,defense’ und gehen davon aus, dass die russischen Angriffe ins
Leere gehen.“ Aber dennoch: In diesen Tagen sind alle etwas aufmerksamer und verfolgen die Nachrichten intensiv.
Der Grund: In Moskau ist der rote Platz seit Tagen abgesperrt. Ob die traditionelle pompöse Militärparade am Dienstag, 9. Mai, in Gedenken des Sieges
über Nazideutschland überhaupt stattfindet, ist unklar. Möglicherweise müssen die Russen ihre Kräfte sammeln, um der erwarteten Frühjahrsoffensive der Ukraine zu begegnen. Dass die Armee schon
bald beginnt, die Russen aus den besetzten Gebieten zu vertreiben, davon gehen unsere Gesprächspartner alle aus.
Das beinahe unerschütterliche Selbstvertrauen der Kiewer gründet auch auf ihren Erfahrungen in diesem Krieg. So gelang es ihnen am 3. April
vergangenen Jahres, den Feind zurückzudrängen.
In den ersten Wochen des Krieges waren die Russen bis 30 Kilometer vor Kiew vorgedrungen. In Irpin und Butscha setzten sie sich fest und ermordeten,
vergewaltigten und folterten Menschen. „600 unserer Leute wurden ermordet“, sagt Olexander, der die dramatischen Wochen damals in Butscha miterlebte. Auch er selber sei bedroht worden. Auf dem
Gelände einer Kirche, wo 300 Menschen Schutz suchten, hätte ein Soldat mit der Waffe vor ihm gestanden und gesagt: „Ich kann dich erschießen!“ Olexander erzählt, er hätte seine Arme ausgebreitet,
seine Brust freigemacht und ihm entgegnet: „Dann tut es!“ Der Russe habe darauf sein Gewehr gesenkt und von ihm abgelassen.
In den Wochen der Besetzung verstellte sich der 63-Jährige und tat, als sei er ein alter, gehbehinderter Mann. Weil er sich in Butscha auskennt,
kundschaftete er heimlich die russischen Panzerstellungen aus und gab die Informationen an die Verteidiger weiter. Auch seine Angaben halfen letztlich den ukrainischen Truppen, Butscha und Irpin
zu befreien.
Es sind in den beiden 100000-Einwohner-Städte immer noch einige Ruinen zu sehen. In einer Straße, wo die Front verlief, ist noch kein Wohnhaus wieder
aufgebaut. An anderen Orten erkennt man nicht mehr, dass hier vor 13 Monaten noch bitter gekämpft wurde. Wie an der Vokzalnaya-Straße, auf der vor einem Jahr noch die Leichen von Menschen lagen,
die die Russen offenbar wahllos erschossen hatten.
Olexander arbeitet immer noch für die Armee. Heute in offizieller Mission. Er sammelt Geräte, Batterien, Generatoren und alles, was an der Front
ersetzt werden muss bei Firmen und Privatleuten ein. Der frühere LKW-Fahrer war einst auch auf deutschen Straßen unterwegs. Er tut dies alles, „weil ich Patriot bin“. Er selber habe sein Leben
gelebt, aber es bricht ihm das Herz, wenn er die jungen Leute sehe, die an die Front müssen. Er ahnt wohl, dass nicht alle heil zurückkommen werden.
In diesen Zeiten ist die Hilfe aus Deutschland hoch willkommen. Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau ließen im Winter einen Heiz- und Backofen nach
Butscha transportieren, gestern holten ihn Andrey und Nadiya ab. Das Ehepaar schafft das Heizgerät in die Region Donezk: „Dort nahe der Front wird es jetzt noch dringender gebraucht.“
Samstag, 06.
Mai 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Lokales
HINTERGRUND
Für HNA-Redakteur Gerd Henke und die Helfer Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau ist es am Freitag noch unklar, wie es weiter geht.
Zur Zeit gibt es Angriffe auf Kiew, die drei müssen wiederholt in den Bunker. geh
So geht es weiter
Freitag, 05.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
Durchhaltewillen und
stetig mehr Gräber in der Ukraine
Aufihrer Fahrt durch die Ukraine nach Kiew begegnen HNA-Redakteur Gerd Henke und die beiden Hilfstransportorganisatoren Ottmar Rudert und
Günter Rüddenklau täglich den Spuren des grauenvollen Krieges, der vor 14 Monaten mit dem Überfall Russlands auf das Land begann. In der 270 000-Einwoher-Stadt Zhytomir begegneten die drei
Nordhessen Menschen mit enormem Durchhaltewillen und standen erschüttert auf einem Soldatenfriedhof mit einem stetig wachsenden Meer von Gräbern. Das Foto zeigt im Vordergrund das Grab von
Wladimir, der am 29. Dezember mit nur 43 Jahren starb. geh/tty Foto:
gerdhenke
Freitag, 05. Mai 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Titelseite
STANDPUNKT Kampf
auch in unserem Interesse
VON GERD HENKE
Unser Redakteur in der Ukraine
Nachrichten aus der Ukraine erhalten wir seit dem 24. Februar vergangenen Jahres in Dauerschleife. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht über die
Entwicklung an der Front, über internationale Unterstützung und die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen informiert werden. Das hat dazu geführt, dass in den 14 Monaten seit
Kriegsbeginn eine gewisse Gewöhnung eingetreten ist. Der Krieg im Osten Europas ist für viele zum Alltagsereignis geworden.
Auch in der Ukraine selbst hat sich eine erstaunliche Alltagsroutine eingestellt. „Das Leben muss weitergehen“, heißt es überall im Land. Vermutlich
muss das so sein. Eine Gesellschaft, die sich zu jedem Zeitpunkt auf höchstem Erregungslevel bewegt, wäre zu rationalen Entscheidungen nicht mehr fähig, sie würde in den Abgrund taumeln.
Um das Überleben des Volkes zu sichern, braucht es strategische Analysen, Abwägung, effektive Organisation und klare Entscheidungsstrukturen, coole
Köpfe. Dies alles hat sich die Ukraine auf bewundernswerte Weise erarbeitet. Der tief in der Gesellschaft verankerte Wille, dem russischen Aggressor alles entgegenzusetzen, was man aufbieten
kann, hat eine von aller Welt bewunderte Widerstandskraft hervorgebracht.
Die wird, nach allem, was wir hier in der Ukraine hören, bald auf eine weitere Probe gestellt. Die seit Monaten avisierte Frühjahrsoffensive scheint
unmittelbar bevorzustehen. Junge Männer gehen in Trainingscamps und Offiziere suchen privat geländegängige Fahrzeuge, die sie auf eigene Rechnung an die Front bringen. Die Truppen müssen
weiterhin mobil bleiben.
Doch die ukrainische Unbeugsamkeit und der Siegeswille fordern einen hohen Tribut. Die Zahl der Verletzten und Gefallenen steigt weiter. Auf den
Friedhöfen werden derzeit neue Gräberfelder planiert. Der Preis, den dieses Volk für seine Freiheit zu zahlen bereit ist, übersteigt unsere Vorstellungskraft.
Unsere ukrainischen Bekannten erinnern uns immer wieder daran, dass ihr Kampf auch in unserem Interesse ist. Eine Überzeugung, die wir teilen
sollten.
Freitag, 05.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Platz für Helden wird
knapp
DIE HNA IN DER
UKRAINE - Der Friedhof von Zhytomyr
VON GERD
HENKE
Eine ukrainische Flagge über dem Gräbermeer: Die liebevoll mit Blumen geschmückten Grabstätten zeugen von der unsäglichen
Trauer, die den mitten aus dem Leben gerissenen Gefallenen gilt. Foto: Gerd Henke
Zhytomyr – Zhytomyr ist mit etwa 270 000 Einwohnern etwas größer als Kassel und Sitz der Regierung im gleichnamigen Oblast (Bezirk). Dass ein Krieg ausgebrochen war,
wurde den Bewohnern der Stadt an jenem Tag im Februar 2022 schlagartig klar: Frühmorgens, 5 Uhr, wurden sie am 24. Februar durch zwei gewaltige Detonationen aus dem Schlaf gerissen.
Russische Kampfflugzeuge hatten den Militärflughafen acht Kilometer außerhalb der Stadt bombardiert. Der heute mit seiner Familie in Westuffeln
lebende Anton Krawitz hielt das Feuer und die kilometerhohe Rauchsäule auf einem vom Fenster aus gedrehten Video fest. Glücklicherweise kamen an diesem Tag keine Menschen zu Schaden.
Dazu kam es aber schon in der zweiten Wochen nach Kriegsausbruch. Da wollten die Russen am Abend den Sitz der Bezirksregierung in der Stadtmitte
unter Beschuss nehmen. Doch die Rakete traf nicht den Regierungssitz, sondern das College 25. Ein Passant wurde getötet, ein anderer schwer verletzt. Bis heute liegen große Teile des Gebäudes in
Trümmern. Hundert Meter weiter sind die Fenster einer Kirche mit Spanplatten verschlossen, nachdem eine Druckwelle alle Scheiben bersten ließ.
Schlimmer noch traf es einige Tage später eine Geburtsklinik und den benachbarten Supermarkt. Bei diesem Angriff kamen sechs Menschen ums Leben,
mehrere wurden verletzt. Internationale Medien berichteten über den Einschlag und der Bürgermeister geißelte vor den Kameras der Weltpresse die inhumane Kriegsführung der Russen, die zivile Opfer
billigend in Kauf nehme. Gegolten hatte der Angriff angeblich einer Kaserne in direkter Nachbarschaft von Klinik und Supermarkt.
Diese Ruinen noch vor Augen, unterhalten wir uns mit unseren ukrainischen Begleitern über die Sinnlosigkeit dieser blinden Zerstörung. Aber wenig
später, nach kurzer Autofahrt vor die Tore der Stadt, verstummen wir. Wir betreten den zentralen Friedhof der Stadt. Auf etwa einer fünf Hektar großen Fläche sind hier alle Gräber erkennbar neu
angelegt. Unter den Kreuzen und reich geschmückten Gräbern „liegen unsere Helden“, flüstert Larissa, unsere Dolmetscherin.
Auf diesem Gelände ist mit Händen zu greifen, welch tiefe Wunden der Krieg in dieses Land reißt. Es haben inzwischen mehr als tausend Gefallene hier
ihre letzte Ruhe gefunden: Zwanzigjährige, Dreißigjährige, Vierzigjährige und Ältere, Männer und Frauen. Es ist kein anonymes Gräberfeld. Auf jedem Kreuz stehen Name, Geburtstag und Todestag
geschrieben – und ein Foto. Es sind Bilder aus einer unbeschwerten Vergangenheit – aufgenommen in den schönen Stunden dieser gewaltsam beendeten Leben. Die Bilder wirken, als seien sie erst
gestern aufgenommen worden. Sie unterstreichen die Tatsache, dass hier Menschen aus dem Leben gerissen wurden – wie Janina, die am 5. September im Alter von 48 Jahren gefallen ist oder Wladimir,
der am 29. Dezember, nur dreiundvierzigjährig, starb.
Auf dem Soldatenfriedhof in Zhytomyr wird klar, welch ungeheurer Blutzoll der Ukraine in diesem Krieg abverlangt wird. Die Regierung gibt keine
Zahlen bekannt. Der Verteidigungsminister sagte kürzlich, dass die Zahl der gefallenen Ukrainer unter der Zahl der Erdbebenopfer in der Türkei liege – das wären nach offiziellen türkischen
Angaben mehr als 50 000 Tote. Ob die Angaben des Ministers zutreffen, weiß niemand.
Niemand unserer Gesprächspartner kann einschätzen, wie lange der Krieg dauern wird. Hoffnung, dass er bald endet, hat niemand. Auch die
Bezirksregierung von Zhytomyr nicht. Die lässt neben den vorhandenen frischen Gräbern gerade ein weiteres großes Feld anlegen. Baufahrzeuge waren auch dort gestern im Einsatz. Es sind
Planierarbeiten für die nächsten Helden-Gräber.
Trotz des Krieges muss das Leben aber weitergehen. Auch im Altenheim von Iwanowa. Seit Jahren unterstützen Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert das
Heim mit seinen 45 Bewohnern. Sie brachten Pflegebetten, medizinisches Gerät, Kleiderschränke und Rollstühle – und immer wieder auch Lebensmittel. Am Mittwoch dieser Woche waren die beiden wieder
vor Ort und die Freude bei Bewohnern und Schwestern war groß. Außer mit Sachspenden wird das Heim monatlich mit 1000 Euro aus Nordhessen unterstützt. „Ohne eure Hilfe könnten wir es unseren
Bewohnern nicht so erträglich machen“, betont Pfarrer Nikolai, der Verbindungsmann von Rudert und Rüddenklau.
Im Heim lebt zum Beispiel Andre, der sich ohne den gespendeten Rollstuhl des Sanitätshauses Wilhelmshöhe nicht fortbewegen könnte.
Weil der Krieg viele Kräfte bindet, herrscht auch im Altenheim Personalnot. Am Mittwoch sind allein Olga und Jekatarina da, um alle Bewohner zu
versorgen. Aber die Hilfe aus Deutschland „hilft uns, auch diesen Arbeitstag erfolgreich zu überstehen“, sagt Olga mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Donnerstag, 04.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
HNA-Redakteur in
Zhytomyr: Ukrainer berichten vom Krieg
HNA-Redakteur
Gerd Henke, Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau reisten am Montag in die Ukraine. Mittlerweile sind sie in Zhytomyr angekommen. Dort berichten Menschen vom Krieg, von ihren Erlebnissen und ihren
Sorgen. Unter anderem sprach der Journalist mit jungen Soldaten (Foto), die schon wissen, dass sie bald an die Front müssen. Dass sie Grauenvolles erleben werden, ist gewiss. Außerdem berichtete
eine junge Frau von ihrer Rückkehr in die Heimat, nachdem sie für einige Monate im Kreisteil Hofgeismar gelebt hatte. Sehnsucht, Angst, Hoffnung – ihre Gefühle sind kaum in Worte zu fassen.
neu/geh Foto:
GERD HENKE
Donnerstag, 04.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
„Die Sehnsucht war
einfach zu groß“
DIE HNA IN DER
UKRAINE - Junge Ukrainerin lebte im Kreisteil und kehrte nach Zhytomyr zurück
VON GERD
HENKE
Lebt jetzt wieder in der Ukraine: Nataliaa (Foto), ihr fünfjähriger Sohn, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester haben nach
Kriegsausbruch einige Monate im Kreisteil Hofgeismar verbracht. Doch die Sehnsucht führte sie zurück in die Heimat. Dort arbeitet sie nun im Krankenhaus. Foto: Gerd Henke
FAHRTROUTE
Eine Woche lang
reist HNA-Redakteur Gerd Henke mit Unterstützern aus dem Kreisteil Hofgeismar in die Ukraine. Welche Menschen und Gedanken ihm begegnen, berichtet er in einer Serie.
Zhytomyr – Es war im
März vergangenen Jahres, als die ukrainischen Männer ihre Frauen und Kinder außer Landes brachten. Während sie selber zum Militär gingen, um ihr Land zu verteidigen, schicken sie ihre Familien
ins sichere Ausland. Nataliaa aus Zhytomyr reiste mit ihrem fünfjährigen Sohn, ihrer Mutter und der jüngeren Schwester über Rumänien nach Deutschland aus. Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert
nahmen die Vier damals im Bahnhof Wilhelmshöhe in Empfang. Die Familie kam bei Karin und Erich Radler in Ostheim unter.
Sie
lebten sie ein, besuchten Sprachkurse und Mukola ging in den Kindergarten in Niedermeiser. Mutter Ludmilla bepflanzte die Blumenkästen vor dem Haus der Radlers. Die Frauen und das Kind waren in
Sicherheit in Deutschland. Aber die Gedanken an die Männer in der Heimat ließen sie keine Stunde los. Im Gespräch, das wir im Sommer mit ihnen führten, war ihnen ihre tiefe Wehmut
anzumerken.
Sie
hielten es noch bis in den November hinein aus in Deutschland. Dann packten sie ihre Koffer und kehrten in die Ukraine zurück. Wir trafen Natalia jetzt in Zhytomyr wieder.
Sie
arbeitet Vollzeit im Rot-Kreuz-Krankenhaus und ist glücklich, wie sie selber sagt. Man sieht es ihr an. Mit Freude führt sie uns durch das Hospital zu ihrem Arbeitsplatz in ihrem Büro. „Wir
werden nie vergessen, was Deutschland für uns getan hat“, teilt sie uns mithilfe einer Übersetzungs-App mit. „Aber die Sehnsucht war einfach zu groß.“ Bei ihr, ihrem Sohn und ihrem Mann. Der hat
schon einige Monate beim Militär gedient, aber er kann irgendwann wieder eingezogen werden. „Die Sorgen bleiben“, sagt Natalia. Und keiner wisse, wann der Krieg zu Ende ist.
Was
sie in den nächsten Wochen und Monaten erwartet, das wissen auch die sechs jungen Soldaten nicht, die vor dem Krankenhaus in einem kleinen Bus sitzen. Weil der Transporter ein Kennzeichen mit
„GER“ trägt, gehen wir auf die Gruppe zu und weisen sie darauf hin, dass das Auto offenbar aus Deutschland kommt. Das trifft zu. Sein Vater habe den Transporter für 4000 Euro in Deutschland
gekauft, sagt einer der Soldaten.
Inzwischen ist
das Fahrzeug mit Tarnfarbe umlackiert und der junge Mann trägt einen Kampfanzug. Er wie die fünf anderen werden in der Kaserne gegenüber zu Soldaten ausgebildet. „In zwei Wochen müssen wir an die
Front“, sagt Jewgenij. Der 21-Jährige kommt aus Lwiw, der Großstadt im Westen, aus der wir gerade angereist sind. Keiner der sechs weiß, welches Grauen ihn erwartet. Dass auch die ukrainische
Armee hohe Verluste zu beklagen hat, ist bekannt.
„Auch von
diesen Jungen, die heute hier stehen, wird nicht jeder zurückkommen“, sagt Günter Rüddenklau leise.
Mittwoch, 03.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Nur für Momente ist der
Krieg fern
DIE HNA IN DER
UKRAINE - Station in Lwiw – Jugendliche tanzen und singen
VON GERD
HENKE
Mittwoch, 03.
Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
HINTERGRUND
Das ist der Fahrplan
Viele Stunden Autofahrt legen Gerd Henke, Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau auf ihrer Ukraine-Reise zurück. Gestartet ist das Trio in Hofgeismar. Von dort aus ging es
zunächst nach Jelenia Góra an der polnischen Grenze, dann weiter nach Lwiw (früher Lemberg) in der Ukraine. Der nächste Stopp soll in Zhytomyr eingelegt werden. Anschließend wollen sie über
Butscha weiter Richtung Kiew fahren. Ob und wie die Route von dort aus weiter verläuft, hängt von der aktuellen Situation ab. geh/neu
Eine Woche lang reist HNA-Redakteur Gerd Henke mit Unterstützern aus dem Kreisteil Hofgeismar in die Ukraine.
Welche Menschen und Gedanken ihm begegnen, berichtet er in einer Mini-Serie.
Lwiw – Je näher wir der Grenze zur Ukraine kommen, desto leerer wird die Autobahn auf polnischer Seite. Die letzten Kilometer, so scheint es, sind wir die
einzigen auf der A4/E40. Am Grenzübergang Korczowa werden wir dann auch zügig durchgewinkt. Auf die Frage, wo drüben in der Ukraine die nächste Tankstelle zu finden ist, hat die junge
Grenzkontrolleurin keine Antwort – sie ist noch nie in ihrem Leben in der Ukraine gewesen.
Wir sind fast da, aber erst, wenn die ukrainischen Zollbeamten unsere Pässe gecheckt und den Pick-up in Augenschein
genommen haben. Dass wir trotz zweistündigen Wartens dann doch noch vor den sieben ukrainischen Transportern Einreiseerlaubnis erhalten, liegt vermutlich an den Waren undLebensmitteln, die wir in dem Land verteilen wollen. Vielleicht waren es auch die zwei Aufkleber an der Heckklappe, die den Zollbeamten zeigen, dass wir in
guter Absicht kommen. „Help Ukraine“ steht da gleich zweimal.
Achtzig Kilometer weiter sind wir in Lwiw. Das frühere Lemberg ist die westlichste Großstadt der Ukraine. Aber selbst hier sind in
den vergangenen Monaten schon mehrfach Bomben eingeschlaggen. Entsprechend sind die Schutzvorkehrungen: Im Hotel weist uns die junge Rezeptionistin darauf hin, dass wir bei Alarm den Bunker im
Keller des Hotels aufsuchen müssen.
Auf der Straße sehen wir, dass vor den Kellerfenstern mancher Gebäude Sandsäcke gestapelt sind, im Zentrum der
740 000-Einwohner-Stadt scheint das Leben seinen gewohnten Gang zu gehen. Bis weit in die Nacht herrrscht reger Autoverkehr und in der Parkanlage vor der Oper hat sich die Jugend versammelt. Eine
Jugendliche singt zur Gitarre moderne ukrainische Lieder. Mädchen tanzen im Reigen und alle singen dazu mit.
Ein schöner Moment. Die Jugend ist ganz bei sich. Der Krieg bestimmt in dieser Stunde nicht die Gedanken – er ist für den Moment
weit weg.
Ein Stück weiter singt eine Frau ebenfalls Lieder. Ihr Publikum ist nicht so groß wie das des jungen Gitarristen. Ihre Melodien
klingen melancholischer. Ob sie Sorgen und Leid zum Ausdruck bringen, wir verstehen es nicht. Was wir bemerken ist, dass an diesem Abend deutlich mehr Mädchen und junge Frauen als Männer
anzutreffen sind. Das zeigt sich auch am Morgen danach.
Wenn wir junge und mittelalte Männer antreffen, dann tragen sie Flecktarn. Wenn auch die Front tausend Kilometer entfernt liegt,
auch in Lwiw ist die Ukraine im Kriegszustand.
Dienstag, 02. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / LokalesEine
Dienstag, 02. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Dienstag, 02. Mai 2023, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Eine Reise ins Ungewisse
DIE HNA IN DER UKRAINE - Redakteur Gerd Henke begleitet Helfer ins Kriegsgebiet
VON GERD HENKE UND DARIA NEU
Eine Woche lang
reist HNA-Redakteur Gerd Henke mit Unterstützern aus dem Kreisteil Hofgeismar in die Ukraine. Welche Menschen und Gedanken ihm begegnen, berichtet er in einer Mini-Serie.
Kreisteil Hofgeismar – Es ist 6 Uhr morgens, als HNA-Redakteur Gerd Henke am 1. Mai zu Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau in den Pick-Up steigt. Vor ihm liegt eine besondere Reise. Mit Urlaub
hat sie rein gar nichts zu tun. Der 68-jährige Journalist möchte die Unterstützer, die schon seit Monaten Hilfe für die Menschen im Kriegsgebiet leisten, in die Ukraine begleiten. Er will den
Spendern aus der Region zeigen, wo ihre Hilfe landet und welche Geschichten die Betroffenen zu erzählen haben.
Es
ist immer noch ein besonderes Gefühl, in Görlitz deutsches Staatsgebiet zu verlassen und in freier Fahrt am Grenzübergang Jelenia Góra nach Polen einzureisen – ohne Grenzkontrollen, ohne Zoll und
ohne Umstände. Auch für Polen ist es seit dem Beitritt zur EU inzwischen selbstverständlich, die Grenze zum Nachbarland zu passieren. Was 2004 Polen und die baltischen Staaten erreichten, das ist
auch der große Wunsch der Ukraine. Das Land will Mitglied der europäischen Völkergemeinschaft werden. Seit dem Euromaidan, dem Sturz des alten Regimes von Putins Gnaden 2014, ist dieser Wunsch
immer größer geworden. Aber seit dem 24. Februar 2022 sind es russische Streitkräfte, die das verhindern wollen. In Nordhessen und in unserem Landkreis erleben wir seit diesem Tag viel
Solidarität und Sympathie, die dem tapferen Volk entgegengebracht wird.
Gerd Henke war
von Anfang an tief beeindruckt von dem Engagement aus dem Kreisteil. An der Spitze dieser Aktionen stehe die Südost-Europa-Hilfe von Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert. Die beiden organisieren
schon seit 2016 Hilfsprojekte in die Ukraine. Damals wurden sie vom christlichen Hilfswerk Bad Hersfeld aufmerksam gemacht, dass die Armut in dem Land mindestens genauso groß war wie in Rumänien
und der Republik Moldau. Nun macht sich der Redakteur selbst mit auf den Weg. Sein Gefühl: Etwas zwischen journalistischer Neugier und dem Wunsch, etwas zu bewegen, Menschen eine Stimme zu geben.
Auf der insgesamt 15-stündigen Fahrt kommen ihm Gedanken an den 24. Februar 2022.
Noch zwei
Wochen vor Kriegsbeginn kehrten die Rudert und Rüddenklau von einem Hilfstransport von Kiew zurück. „Es gibt Krieg“, lautete Ruderts Prophezeiung seinerzeit, die er im Gespräch mit unserer
Zeitung äußerte, „aber erst, wenn die Olympischen Winterspiele in China zu Ende sind“, ergänzte Rüddenklau. Und genauso kam es. Am frühen Morgen des 24. Februar stiegen russische Bomber auf und
ließen ihre Fracht über Kiew und Städte im ganzen Land ab. Noch am selben Tag nutzten sie ihre Kontakte und ließen sich von ihren Partnern vor Ort über die Situation ins Bild setzen. Als Zeitung
waren wir damals mit dabei und gaben die Berichte der Menschen in Kiew, Zhytomyr und Odessa weiter.
Schon kurz
darauf lief die erste große Hilfswelle an. Bauern, Handelsketten und Supermärkte spendeten Lebensmittel. Firmen und Privatpersonen spendeten Geld. Seit Kriegsbeginn sind durch diese Aktion mehr
als 200 000 Euro an die Ukraine gegangen. Darüber hinaus noch tonnenweise Hilfsgüter.
Gegen 17 Uhr
überquert das Trio die Grenze und reist in die Ukraine ein. Sie fahren nach Lwiw ganz im Westen des Landes. Dann geht es weiter nach Zhytomyr. Am späten Abend machen sie dort Station. Mit
Menschen aus örtlichen Altenheimen wollen sie unter anderem in Kontakt kommen. Der Plan ist, in den nächsten Tagen nach Kiew weiterzufahren. Und dann?
Wir
müssen immer wieder situativ entscheiden, wo genau wir Station machen und wie wir Menschen helfen können. In diesem Land herrscht schließlich Krieg. Umso beeindruckender ist es, mit welchem
Engagement die Unterstützer aus der Region mitziehen. Ich möchte unsere Leserinnen und Leser auf diese Reise mitnehmen. Eine Reise, die auch für mich selbstverständlich nicht alltäglich, sondern
aufregend ist. Eine Reise ins Ungewisse.
Samstag, 29. April 2023,
Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite
Hilfe für die Ukraine:
Die HNA reist eine Woche lang mit ins Kriegsgebiet
Ottmar Rudert
(links) und Günter Rüddenklau (rechts) reisen am Montag wieder in die Ukraine. 20 Lkw mit Hilfsgütern haben die beiden Landwirte aus dem Kreisteil Hofgeismar seit Kriegsbeginn in das östliche
Land gebracht. Auch diesmal wollen sie Rollstühle, Rollatoren und Kartoffeln verteilen, die schon vorab mit zwei Transportern losgeschickt wurden. Auch haltbare Lebensmittel sollen ins
Kriegsgebiet gebracht werden. Sven Schäfer (Mitte), Inhaber des Hofgeismarer Rewe-Marktes, unterstütze die Aktion. Diesmal wird HNA-Redakteur Gerd Henke die Landwirte auf ihrer einwöchigen Reise
begleiten und täglich in unserer Zeitung darüber berichten. zta Foto:
Tanja Temme
Freitag, 24.
Februar 2023, Hofgeismarer
Allgemeine / Lokales
ZZUR PERSON
INTERVIEW - Pfarrer Nicolai Vieru informiert über die Lage in seiner Gemeinde
Nicolai Vieru (55): Der Pfarrer einer Pfingstgemeinde – hier mit einem Betreuten – ist der verlängerte Arm der Südosteuropahilfe
von Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert. Er kümmert sich um die gerechte Verteilung von Sachspenden und betreut das Altenheim im Dorf Iwanowa. FOTO:
Privat/Repro Gerd HenkeFOTO: Privat/Repro Gerd Henke
Samstag, 12. November 2022, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Zahlreiche Menschen aus der Region haben sich beteiligt
ASR
Schäfer (Westuffeln); Olaf Löber (Hofgeismar); Baustoff Walter (Kassel); Elektro Kampe (Westuffeln); Fleischerei Hack (Hofgeismar); Fleischerei Köhler (Hofgeismar); Häsing Bauunternehmen
(Gottsbüren); Lions Club Hofgeismar; Raiffeisenbank Hessen Nord (Calden); Anwaltskanzlei Fülling (Hofgeismar); Iba Transporte (Hofgeismar); Schuh-Sprecher (Liebenau); Stadtverwaltung Liebenau;
Wiegard Bauunternehmen (Ostheim); Rotary Club Warburg; Rotary Club Kassel-Hofgeismar; Sport-Line Sanitätshaus Tautermann (Hofgeismar); Urbanica Gesellschaft für Standortplanung (Hofgeismar); MGS
Mandat (Hofgeismar); Bürotechnik Paul Sonnabend (Hofgeismar); Baumschule Pflanzlust (Hofgeismar); Tischlerei Kraft (Westuffeln); Tolle u. Waitz Transporte (Calden); Rewe Schäfer (Hofgeismar);
Scharf Transporte (Lohfelden); Löwenapotheke Mohr (Grebenstein); Hertel Klimatechnik (Lamerden); Sanitätshaus Wilhelmshöhe (Kassel); Autohaus Müller (Ostheim); Steuerbüro Hofmeyer (Hofgeismar);
Hofladen Staatsdomäne Frankenhausen; Hübner GmbH (Kassel); Praxis Klarner (Calden); Praxis Häberle (Körbecke); Ingenieurbüro Markus Wolfgang Köhler (Hofgeismar); Landkost Konserven Klemme
(Calden); Sparkassenversicherung Rene Massanek (Ostheim); Spedition Grandjot (Hofgeismar); Physio fit (Hofgeismar); Biofleisch NRW, (Bergkamen); GÄA Ökologischer Landbau (Dresden); Autohaus
Eckart (Trendelburg); Aktiv Software (Hofgeismar); Partyservice Hampe (Hombressen); Der Hausmetzger (Oberlistingen); Engelbrecht Medizin- und Labortechnik (Besse); Edeka Eckart (Calden);
Naturfreunde Emstal; Pape & Lenz Installateure (Borgentreich), Gutes aus Hessen (Rosbach); Physiotherapiepraxis Gruel (Hofgeismar); Landhandel Weiterer (Algermissen); Ortsbeirat Eberschütz;
TV Westuffeln; TSV Ostheim/Zwergen; Baumschule Pflanzlust (Nothfelden); Freiwillige Feuerwehr Calden; VfL Obermeiser; TSV Carlsdorf; Freiwillige Feuerwehr Niederlistingen, Energiesysteme Gros
(Niestetal) Delta Kompost GmbH (Hofgeismar); Möbelhaus Engelhardt (Hofgeismar); Ev. Kirchengemeinde Sielen, Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen (Hofgeismar); Hegegemeinschaft Reinhardswald; Kath.
Kirchengemeinde Hofgeismar; Landtechnik Frewer (Manrode); Landtechnik Jäger (Grebenstein); Heimatmuseum Udenhausen; Gemischter Chor Westuffeln; Thüringer Kühlhaus GmbH (Erfurt); Bürotechnik
Sonnabend (Hofgeismar); Brunsberg-Schule Breuna; Blüherei (Hofgeismar); Edith-Meins-Stiftung (Zierenberg); Paulusgemeinschaft Hombressen; Schmidt Management (Hofgeismar); Gartencenter Meckelburg
(Hofgeismar); Bäckerei Am-thor (Hofgeismar); Fahrschule Die Zwei (Hofgeismar); Steuerbüro Assenmacher (Westuffeln); Tegut Hofgeismar; Super 2000 Hofgeismar.
Geldspenden
gehen auf das bekannte Konto des Kirchenkreisamtes Hofgeismar-Wolfhagen bei der Evangelischen Bank, Verwendungszweck: Moldawienhilfe. Für Spendenquittung Adresse angeben. geh
hilfstransport.jimdofree.com
Samstag, 22.
Oktober 2022, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Ukrainehilfe
lief schon vor Krieg an
Südosteuropa-Hilfe schafft
Hilfsgüter nach Charkow, Cherson und Zhytomir
VON GERD
HENKE
Auch diese Bürgerwehr im Südosten der Ukraine erhielt Spenden aus Nordhessen. Die Kämpfer freuten sich sehr,
dass man in Deutschland an sie denkt. Foto: privat/Repro Gerd Henke
Diese Familie floh an die rumänische Grenze. Die Sudosteuropa-Hilfe beschaffte ihr Kartoffeln.
Ostheim/Westuffeln – Vor 16
Jahren startete die Südosteuropa-Hilfe von Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau mit einem Lkw-Transport nach Moldawien. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus eine der größten privaten
Spendenaktionen Hessens.
Mehr als 100
Tonnen Spendengüter, verladen auf bis zu 15 Sattelschleppern, verließen jeden Herbst die Höfe der beiden Biobauern in Ostheim und Westuffeln und rollten nach Rumänien, Moldawien und in den
vergangenen Jahren auch in die Ukraine. Doch mittlerweile ist aus dem singulären jährlichen Ereignis ein permanenter Prozess geworden: Seit Anfang dieses Jahres, als viele bereits den
bevorstehenden Überfall von Russland auf die Ukraine kommen sahen, werden Menschen in dem vom verbrecherischen Krieg geschundenen Land dauerhaft durch die Südosteuropa-Hilfe unterstützt.
Nicht nur die
zahlreichen Lebensmittelspenden, sondern auch die Geldspenden machten es Rudert und Rüddenklau in diesem Jahr möglich, dass sie seit Kriegsbeginn schon 150 Tonnen haltbare Lebensmittel in sechs
Transporten über die rumänische Grenze in die Ukraine liefern konnten. Das Altenheim in Iwanowa, einem Ort unweit der Großstadt Zythomir, erhält seit Februar jeden Monat eine Geldspende von 1000
Euro. „Die Lebensmittelversorgung in dem Heim ist in den vergangenen Monaten immer schwieriger geworden“, sagen Rudert und Rüddenklau, „aber das Spendengeld aus Nordhessen hilft der Heimleitung,
die Bewohner noch einigermaßen über die Runden zu bringen.“
Ein
weiterer großer Hilfstransport wird in den nächsten Tagen losfahren: Es ist die Biokartoffel Nord GmbH in Lüchow, die 1000 Sack Kartoffeln spendet, jeweils abgesackt zu jeweils 25 Kilo. Zielort
ist die Region Cherson, wo aktuell erwartet wird, dass die ukrainische Armee zu einer Befreiung der von Russland annektierten Region ansetzen wird. „Nach unseren Informationen ist es wichtig,
dass auch die Bürgerwehr dort unterstützt wird“, sagt Günter Rüddenklau, „die Kämpfer sind bei ihrem Befreiungskampf zunehmend auch auf Hilfsgüter von außen angewiesen.“ Denn die Menschen hätten
im Frühjahr und Sommer aufgrund der tobenden Kämpfe kaum Nahrungsmittel in Gärten und auf Feldern anbauen können. Auch in die Region Charkow, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, sollen Hilfsgüter
fließen.
Um
bei der Wasserversorgung helfen zu können, wurden in den vergangenen Monaten 32 Wasseraufbereitungsanlagen über die Südosteuropa-Hilfe in die Ukraine geliefert. „Zudem haben sich Rewe und Tegut
großzügig mit Lebensmitteln an unserer Spendenaktion beteiligt“, sagt Ottmar Rudert.
Neben der
Ukraine-Hilfe läuft auch die Unterstützung für arme Menschen in Rumänien und Moldawien weiter. So sollen auch in diesem Herbst wieder die Partnerorganisationen in Chisinau, der Hauptstadt
Moldawiens und in Rumänien die Kirchengemeinden in Fagarasch und Tirgu Mures Hilfsgüter erhalten.
Dort werden zum
Teil auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine versorgt. In Tirgu Mures werden zurzeit auf einem fünf Hektar großen Feld Kartoffeln geerntet. Die Pflänzer hatten Rudert und Rüddenklau im Frühjahr
beschafft.➔ ARTIKEL UNTEN
Samstag, 22.
Oktober 2022, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Spendenaktion für Ukraine startet
Ostheim/Westuffeln – Zu
ihrer nächsten großen Spendenaktion rufen Ottmar Rudert und Günter Rüddenklau ab dem kommenden Dienstag, 25. Oktober, auf. Bis zum Mittwoch, 2. November, sammeln sie auf ihren Höfen in Ostheim
und Westuffeln wieder Spendengüter für die Südosteuropa-Hilfe.
Benötigt werden
vor allem wieder Fahrräder, Rollstühle, Rollatoren, Waren des täglichen Gebrauchs, warme Kleidung und haltbare Lebensmittel. Um den Transport per Lkw zu erleichtern, bitten die Initiatoren darum,
Kartons randvoll zu packen und von Glas- und Porzellanspenden abzusehen. In der Ukraine sei aktuell in den umkämpften Gebieten die Energieversorgung mit Energie eingebrochen. „Wir hören, dass
Firmen und Handwerksbetriebe jetzt ihre Produktion auf den Bau von Holz- und Kohleöfen umrüsten“, sagen Rudert und Rüddenklau. Transportable Öfen werden also in Westuffeln oder Ostheim gerne
angenommen. Zudem sei die Südosteuropa-Hilfe weiter dringend auf Geldspenden angewiesen, sagen Rudert und Rüddenklau. Geldspenden können weiterhin auf das Konto des Kirchenkreises
Hofgeismar-Wolfhagen (Internet: kirchenkreis-hofgeismar-wolfhagen.de/Kontakt oder hilfstransport.jimdofree.com/ ) bei der Evangelischen Bank in Kassel unter dem Stichwort „Moldawien-Hilfe“
eingezahlt werden. geh
Mittwoch, 08.
Juni 2022, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
Mehrere Lastzüge voll
Kartoffeln für die Ukraine
Günter
Rüddenklau und Ottmar Rudert organisieren weitere Hilfe – Spenden gehen zurück
Hilfe zum Überleben: Kartoffeln sind als vielseitige Nahrungsmittel wichtig in der Ukraine. Foto Privat
Kreisteil Hofgeismar – Die
Hilfe für die vom Krieg erschütterte Ukraine läuft weiter. Inzwischen wird es für die Helfer schwieriger, berichten die Südosteuropa-Helfer Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert.
„Es
fehlt an allem“ sagt Ottmar Rudert. Er spricht von dem Altenheim in Iwanowa bei Zhytomir, im Nordosten der Ukraine. Dort gebe es weder genügend Nahrungsmittel noch Windeln. Deswegen wollen sich
die beiden engagierten Helfer mit ihrer Unterstützung auf das Haus in Iwanowa konzentrieren. Auch die Evangelische Altenhilfe Hofgeismar hatte noch kurz vor dem Ausbruch des Krieges mit einem
Transport der beiden Hwelfer Betten nach Iwanowa gebracht.
Die
Konzentration auf das Altenheim ist auch eine Folge des Spendenrückgangs. Die beiden Landwirte sind froh über die Unterstützung, die sie in den vergangenen Wochen bekommen haben. Nur so hätten
sie Lebensmittel für mehrere Lkw-Ladungen kaufen und in die Ukraine transportieren können, sagen Rudert und Rüddenklau. Viele Menschen hätten mit kleinen und großen Beträgen ihre Aktion
unterstützt. So seien mehr als 100 000 Euro zusammengekommen.
Dabei sei es
klar gewesen, dass mit längerer Kriegsdauer die Spenden weniger würden. Hinzu komme, dass die Menschen die Folgen des Krieges in Deutschland durch deutlich gestiegene Preise spürten.
Die
Helfer, die seit etwa 15 Jahren Transporte nach Südosteuropa organisieren, können sich trotzdem noch über Spenden freuen. Sobald genügend Geld zur Verfügung steht, wollen Rudert und Rüddenklau
wieder Lebensmittel kaufen und in die Ukraine bringen lassen.
So
wurde vor einigen Tagen in Hofgeismar wieder ein Lastzug mit 20 Tonnen Kartoffeln beladen, die Jörg und Herbert Müller gespendet hatten. 800 Säcke mit Kartoffeln sollen helfen, dass die Menschen
in der Ukraine Nahrungsmittel bekommen. Die Verteilung in dem vom Krieg erschütterten Land erfolgt über den Christlichen Hilfsdienst in Bad Hersfeld. Mit dem arbeiten Rudert und Rüddenklau
bereits seit Jahren bei ihren Fahrten nach Rumänien und in die Ukraine zusammen.
Auch eine Reihe
von Wasseraufbereitungsanlagen haben sie in das Land schicken können – inzwischen mehr als 20 Anlagen. Die Geräte wurden von verschiedenen Unternehmen gespendet, sagte Günter Rüddenklau. Unter
anderem sind einige Wasseraufbereiter nach Butscha gekommen. Der Ort war durch mutmaßliche russische Kriegsverbrechen bekannt geworden. Die Wasseraufbereitungsanlagen wurden von dem Kasseler
Professor Frechen entwickelt. Auch Frechen hat zwei Geräte gespendet.
Mit
den Geräten kann in den Orten, in denen die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen ist, zumindest ein Teil der Wasserversorgung wiederhergestellt werden, sagte Günter Rüddenklau im Gespräch mit
der HNA. ber
Weitere Informationen über die
Arbeit von Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert sowie die Kontonummer ihrer Hilfsaktion im Internet unter
hilfstransport.jimdofree.com
Freitag, 03.
Juni 2022, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales
„Hier
fanden wir eine zweite Familie“
Geflüchtete
Ukrainer haben in Ostheim ein neues Zuhause bekommen
VON HANNA MAITERTH
Ukrainische Familie in
Ostheim: Gärtnern als Hobby verbindet die Familien Radler und Savchenko: Natalya mit Sohn Mykola, die Ostheimerin Karin und Liudmyla. Foto: Hanna Maiterth
Ostheim – Ein
fünfjähriger Junge flitzt aus der Wohnungstür. Auf den Treppenstufen zum ersten Stock hat ihn eine junge Frau eingeholt. Hinter ihnen bleibt eine ältere Frau im Türrahmen stehen. Liudmyla
Savchenko begrüßt mich mit einem breiten herzlichen Lächeln und einigen Brocken Deutsch.
Die
52-Jährige ist mit ihren Töchtern Anna (22) und Natalya (29) sowie Enkel Mykola vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Sie fanden Zuflucht bei Karin und Erich Radler im Liebenauer Ortsteil
Ostheim. Die Männer, Liudmylas Ehemann und auch Natalyas, kämpfen für ihr Heimatland, sagt Liudmyla Savchenko.
Nun
sitzen wir – Karin Radler (63), Liudmyla Savchenko und ich – im Arbeitszimmer des neuen Zuhauses. Auf dem Fußboden spielt die 29-Jährige mit ihrem Sohn. Anna ist spazieren gegangen. Für das
Gespräch greifen wir auf Smartphones zurück, lassen Fragen und Antworten per Spracherkennung übersetzen. „So machen wir das von Anfang an“, erklärt Radler. Das heißt: seit dem 14. März. In der
Nacht erreichten die ukrainische Lehrerin und ihre Nachkommen den Bahnhof in Wilhelmshöhe. Eigentlich waren die vier nur Teil „einer Gruppe von müden und unglücklichen Frauen und Kindern, die vor
dem Krieg geflohen sind“, erinnert sich Liudmyla Savchenko. Schytomyr ist ihre Heimat. Die ukrainische Großstadt liegt knapp 140 Kilometer westlich von der Hauptstadt Kiew. Dort packte jede der
drei Frauen ihr Leben in einen Koffer.
Zuerst hatten
sie sich in Kellern vor Raketenangriffen versteckt. „Es war eine beängstigende Situation“, sagt die 52-Jährige und meint damit die Sirenen, die Explosionen und die bebende Erde. „Wo vorher ein
Militärflughafen stand, war plötzlich nur noch eine Grube.“ Sie flohen zu Verwandten nach Czenowitz an der rumänischen Grenze und dann ins Nachbarland. In Rumänien kam dann der Kontakt nach
Deutschland zu Ottmar Rudert (Ostheim) und Günter Rüddenklau (Westuffeln), die in der Vergangenheit bereits Hilfslieferungen nach Osteuropa organisierten und nach Kriegsausbruch ebenfalls
Hilfstransporte starteten.
„Der Gedanke,
die Wohnung zur Verfügung zu stellen, war sofort da“, sagt Karin Radler. Bis vergangenes Jahr bewohnte der Sohn der Radlers noch die Räume im Erdgeschoss. Dann standen sie leer. Während unseres
Gesprächs betont Liudmyla Savchenko immer wieder die große Hilfsbereitschaft, die sie und ihre Kinder erfahren haben. „Hier fanden wir eine zweite Familie.“ Die Radlers begleiten sie bei
Behördengängen und zeigen ihnen die Gegend. Dafür revanchieren sich die Savchenkos mit selbst gebackenen Kuchen und helfen im Garten, erzählt Karin Radler. Das Gärtnern als Hobby verbinde sie, so
die beiden Frauen. Und auch vom Helferkreis der Liebenauer Einwohner und aus Ostheim direkt kommt viel Unterstützung. Es gab eine Erstausstattung unter anderem mit Hygieneartikeln. Regelmäßig
besuchen die Frauen einen Deutschkurs. Und die Menschen im Ort helfen aus mit einer Nähmaschine für Anna und Spielzeug sowie einem Fahrrad für Mykola.
So
dankbar die 52-Jährige ist, so sehr hofft sie auf eine baldige Rückkehr. Doch die Unsicherheit ist groß. Nachdem wir im Hof ein Foto gemacht haben, erzählt Natalya von ihrer Arbeit in der
Verwaltung eines ukrainischen Krankenhauses und den täglichen Telefonaten mit ihrem Mann und ihrem Vater. Es ist der Moment, in dem sich die Augen ihrer bislang so taffen Mutter mit Tränen
füllen.
Beim verladen der Hilfsgüter . 04.03.2022
HILFE FÜR DIE UKRAINE
Welche Spenden
jetzt besonders sinnvoll sind.
Geldspenden und
Lebensmittel. Das ist momentan am wichtigsten, damit die Organisationen vor Ort
die benötigten Produkte kaufen und verteilen können.
Transport von
Sachspenden schwierig.
Bitte keine Kleidung mehr anliefern.
LG Ottmar Rudert & Günter Rüddenklau
Berichte: HNA-Hofgeismar
Dienstag, 09. November 2021, Hofgeismarer Allgemeine / Titelseite100 Tonnen Hilfsgüter aus der Region für Südosteuropa
Die Initiatoren der Südosteuropa-Hilfe können sich beim Verladen der
Hilfsgüter immer auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer verlassen. Ein starkes Team (Bild) half jetzt in Ostheim mit. Bewusst hatte man dieses Jahr auf Werbung für die Aktion verzichtet, weil man
das Aufkommen sonst nicht mehr bewältigen könnte, berichten die Organisatoren Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert. Auch so kamen wieder mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter zusammen, vom Küchengerät
über Schuhe und Rollstühle bis hin zu Decken und Betten. Das alles fährt man in diesen Tagen mit insgesamt zehn Lastwagen nach Moldawien, Rumänien und in die Ukraine.Die Initiatoren der Südosteuropa-Hilfe können sich beim Verladen der Hilfsgüter immer auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer verlassen. Ein starkes Team (Bild) half jetzt in
Ostheim mit. Bewusst hatte man dieses Jahr auf Werbung für die Aktion verzichtet, weil man das Aufkommen sonst nicht mehr bewältigen könnte, berichten die Organisatoren Günter Rüddenklau und
Ottmar Rudert. Auch so kamen wieder mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter zusammen, vom Küchengerät über Schuhe und Rollstühle bis hin zu Decken und Betten. Das alles fährt man in diesen Tagen mit
insgesamt zehn Lastwagen nach Moldawien, Rumänien und in die Ukraine.
geh/mam Foto: Gerd Henke ➔ SEITE 3
geh/mam Foto:
Gerd Henke ➔ SEITE 3 geh/Die Initiatoren der Südosteuropa-Hilfe können sich beim Verladen der Hilfsgüter immer
auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer verlassen. Ein starkes Team (Bild) half jetzt in Ostheim mit. Bewusst hatte man dieses Jahr auf Werbung für die Aktion verzichtet, weil man das Aufkommen sonst
nicht mehr bewältigen könnte, berichten die Organisatoren Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert. Auch so kamen wieder mehr als 100 Tonnen Hilfsgüter zusammen, vom Küchengerät über Schuhe und
Rollstühle bis hin zu Decken und Betten. Das alles fährt man in diesen Tagen mit insgesamt zehn Lastwagen nach Moldawien, Rumänien und in die Ukraine. geh/mam Foto:
Gerd Henke ➔ SEITE 3Foto:
Gerd Henke ➔ SEITE 3
Lagerraum für viele Hilfsgüter: Die Scheune von Ottmar Rudert war wieder mit tausenden Spendengütern und Fahrrädern gefüllt. Foto: Gerd Henke
Mittwoch, 30. Juni 2021, Hofgeismarer Allgemeine / LokalesFür jede Familie 100 Kilo KartoffelnHilfe zur Selbsthilfe in Rumänien – Pflanzaktion ist gut angelaufen VON GERD HENKE
Beatmungsgeräte gespendet: ASB unterstützt Hilfstransporte nach Südosteuropa 22.06.2021
Spendenübergabe: ASB-Geschäftsführer Michael Görner (von links) überreichte den Landwirten Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert zwei neuwertige Beatmungsgeräte für deren Hilfstransporte.
Ostheim/Westuffeln/Zhytomir – Eisige Kälte und
meterhohe Schneeberge – das waren die Bedingungen, unter denen die Hilfsaktion für Südosteuropa jetzt in der Ukraine fortgesetzt wurde. Nach dem großen Hilfskonvoi im Herbst nach Rumänien
verteilten die beiden Initiatoren der Aktion, Ottmar Rudert (Ostheim) und Günter Rüddenklau (Westuffeln), ab Mitte Februar weitere Spenden aus Nordhessen in der Ukraine.
„Wir hatten im vergangenen Jahr unseren Partnern vor Ort versprochen, dass wir versuchen wollten, die Ausstattung für ein Altenheim zu besorgen“, berichten Rudert und Rüddenklau. Denn das, was
sie bei dem Besuch eines Seniorenheimes in einer Gemeinde nahe der Großstadt Zhytomir vorgefunden hätten, habe das ganze Ausmaß der miserablen Versorgungslage in der Ukraine offenbart. Die alten
Menschen hätten dort teilweise auf schmalsten Betten schlafen müssen, deren Gitterroste oder Bretter nur mit Decken abgedeckt gewesen seien. „Es war schon damals unser Anliegen, solch unhaltbare
Zustände zu beenden“, sagen die beiden. Das ist ihnen offenbar in vollem Umfang gelungen.
„Wir können sagen, dass wir ein Altenheim nahezu vollständig mit Betten, Rollstühlen und Rollatoren ausstatten konnten“, sagt Rudert. Darüber hinaus wurden noch Brillen, Windeln und Lebensmittel
verteilt „und sogar einen Defibrillator konnten wir übergeben“, ergänzt Rüddenklau.
In dem Heim in der Gemeinde Iwanowa, etwa 150 Kilometer westlich von Kiew, leben 40 ältere Menschen, betreut von etwa 20 Pflegerinnen und Pflegern. Das Monatsbudget für Löhne, Verpflegung und
Betriebskosten betrage nicht mehr als 6000 Euro, berichten die beiden. „Das ist eigentlich kaum vorstellbar für ein Land, das über fruchtbarste Böden verfügt und früher als die Kornkammer Europas
galt“, so die beiden Biobauern. Doch die heutigen Verhältnisse seien das Resultat von jahrzehntelanger Korruption und Misswirtschaft.
Wie bei allen Hilfslieferungen nach Südosteuropa sind es vor allem die zahlreichen Spender aus unserer Region, die zum Erfolg der Aktion beitragen. In diesem Fall sei es Klaus Vering, Leiter der
Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, gewesen, der maßgeblich zum Gelingen beigetragen habe. Denn Vering besorgte nicht nur ausrangierte Betten aus den eigenen Heimen, sondern schloss sich auch
mit den Leitungen anderer Pflegeeinrichtungen und Kliniken kurz. So steuerten unter anderem auch die Lungenfachklinik Immenhausen, die Senioren Pflege- und Begegnungsstätte Kaufungen, die ASB
Wohnen und Pflege Lohfelden, das Haus Abendfrieden in Zierenberg sowie die Sanitätshäuser Wilhelmshöhe und Sport-Line in Hofgeismar Sachspenden bei.
An dem Konzept der schwerpunktmäßigen Unterstützung wollen Rudert und Rüddenklau festhalten. So soll im nächsten Jahr ein weiteres Altenheim im Ort Storaya Kotelnya ausgestattet werden. Dabei
folgen die Initiatoren den Empfehlungen von Pfarrer Nikolai, dem Seelsorger einer freikirchlichen Gemeinde in der Hauptstadt Kiew.
Weil auch im vergangenen Jahr wieder Geldspenden in ausreichendem Maße eingingen, konnten Rudert und Rüddenklau in der Ukraine noch Lebensmittel für die Dorfbewohner von Iwanowa kaufen. Nicht
fehlen durfte dabei – wie üblich – Schokolade für die Kinder.
Dienstag, 08. Juni 2021, Hofgeismarer Allgemeine / LokalesRollstühle für RumänienVon Awo entsorgte Hilfsmittel kommen nach Osteuropa
Aus dem Container auf den Anhänger: Der Westuffelner Landwirt Günter Rüddenklau hat die entsorgten Rollstühle und Rollatoren beim Awo-Pflegeheim in Kassel-Wehlheiden abgeholt. In den nächsten
Tagen sollen sie nach Rumänien gebracht werden. Mit dieser Lösung ist auch Sigrid Wieder, Sprecherin der Awo, zufrieden. Foto: Dieter SchacHtschneider
Kassel/Westuffeln – Nicht
mehr benötigte Rollstühle und Rollatoren wurden kürzlich vom Kasseler Awo-Pflegeheim am Gesundheitszentrum an der Wilhelmshöher Allee in einem Müllcontainer entsorgt. Nachbarn kommentierten diese
Entsorgungsaktion als Vergeudung und Verschwendung.
Inzwischen hat dieser Vorgang eine glückliche Wendung genommen: Vor einigen Tagen hat Bio-Landwirt Günter Rüddenklau aus Westuffeln die rund 15 Rollstühle und Rollatoren abgeholt. Sie stammen von
mittlerweile verstorbenen Bewohnern des Pflegeheims. Rüddenklau organisiert zusammen mit seinen Kollegen Ottmar Rudert aus Ostheim inzwischen seit 15 Jahren Hilfstransporte nach Osteuropa (wir
berichteten). In diesen Tagen sollen die Rollstühle nach Rumänien gebracht werden, sagte Rüddenklau.Nicht nur die aus dem Awo-Pflegeheim. Auch andere
Einrichtungen hätten sich gemeldet, die Hilfsmittel für gehbehinderte Menschen abzugeben hatten.
Rüddenklau berichtet, dass in Rumänien Hilfsmittel wie Rollstühle oder Rollatoren für die ärmere Bevölkerung nicht zur Verfügung gestellt werden. Deshalb müssten alte Menschen zum Teil an
Holzstöcken gehen, weil sie keine Krücken hätten.
Um so größer sei die Freude, wenn es Spenden aus Deutschland gebe. Die Rollstühle würden in Rumänien zunächst gecheckt und repariert. Dort arbeiten die beiden Landwirte mit Kirchengemeinden und
Behindertenwerkstätten zusammen.
„Jetzt haben wir doch noch eine schöne Lösung gefunden“, sagte Sigrid Wieder, Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt, bei der Übergabe. Normalerweise würde die Awo nicht mehr benötigte Hilfsmittel an
eine Organisation in Fulda abgeben. Die letzten Monate seien für die Einrichtungen – bedingt durch die Coronapandemie – aber sehr belastend gewesen, ergänzte die Sprecherin. Deshalb habe man
einen Weg gesucht, die Rollstühle schnell entsorgen zu können, und einen Container zur Entsorgung aufgestellt.
Wieder merkte an, dass eigentlich die Krankenkassen für die in den Pflegeheimen nicht mehr benötigten Hilfsmittel zuständig sind. Die Kassen würden aber ihre Verantwortung an andere Institutionen
verlagern, die eigentlich etwas anderes zu tun hätten, so die Kritik der Awo-Sprecherin. use/ber
Mittwoch, 05. Mai 2021, Hofgeismarer Allgemeine / LokalesHelfen ist ihr HobbyBiobauern Günter Rüddenklau und Ottmar Rudert unterstützen Kartoffelanbau in Rumänien VON GERD HENKE
Ostheim/Westuffeln – Auf
einem Biohof gibt es immer viel zu tun. Erst recht im Frühjahr, wenn die Felder bestellt werden, gedrillt, gesät und gedüngt werden muss. Doch wenn Günter Rüddenklau in diesen Tagen seine
Biogasanlage überwacht und seine Mitarbeiter einweist, dann ist er mit seinen Gedanken oft 1800 Kilometer weit weg. In Rumänien.
Dort will er zusammen mit Ottmar Rudert, seinem Freund und Berufskollegen, ein neues Projekt auf den Weg bringen. Die beiden wollen für arme Menschen in der Nähe der Provinzhauptstadt Tirgu Mures
am Rande der Karpaten auf einem fünf Hektar großen Acker Kartoffeln pflanzen lassen.
Die Hintergründe
Hilfe leisten die beiden schon seit 2008 in Südosteuropa. Zunächst in Moldawien, dann in Rumänien und in den vergangenen Jahren auch in der Ukraine. Angefangen hat die Aktion vor 13 Jahren mit
einer Einladung eines Moldawiers, der als landwirtschaftlicher Praktikant eine Saison lang auf dem Hof von Ottmar Rudert in Ostheim arbeitete. „Wir sollten ihn und sein Dorf doch mal besuchen“,
erinnert sich Rudert. Und weil ein bisschen Neugier und vielleicht auch ein wenig Abenteuerlust in Rudert und Rüddenklau stecken, nahmen sie die Einladung an und machten sich noch im Spätherbst
des Jahres auf die Reise.
Die erste Fahrt
Aber einfach nur auf Besuchstour zu gehen, ist Sache der beiden Landwirte nicht. Aus ihren Gesprächen mit dem Praktikanten wussten sie, dass in Schulen und öffentlichen Verwaltungen der
ehemaligen Sowjetrepublik das digitale Zeitalter noch in den Kinderschuhen steckte. Computer und moderne Kommunikationsmittel waren heiß begehrt. Zur gleichen Zeit erlebten Schulen hierzulande
einen Modernisierungsschub. PCs und Zubehör wurden massenhaft durch neues Gerät ersetzt.
Rudert und Rüddenklau sammelten das ein, was für hiesige Verhältnisse veraltet war, packten es auf einen Lkw und dirigierten diesen an die moldawische Grenze. Aufgrund der Zollvorschriften an der
EU-Außengrenze ging es von dort nicht weiter. „Doch unser rumänischer Lkw-Fahrer wusste Rat“, sagt Rudert. „Er schlug uns vor, die begehrte Ware einfach in seinen Ort umzuleiten.“ Zwei Tage
später freute sich die Kirchengemeinde im rumänischen Pietra Neamt über die Ladung.
Die Erfolgsgeschichte
„Es ist bei uns kaum vorstellbar, wie dankbar die Menschen dort über gebrauchte Sachen sind, die bei uns weggeworfen werden“, sagt Rüddenklau. Weil die beiden selber von dieser Dankbarkeit der
Rumänen überwältigt waren, war der Entschluss gefasst: „Das müssen wir fortsetzen.“ Wie sich in den Folgejahren herausstellte, war die Idee der Südosteuropahilfe eine einzige Erfolgsgeschichte.
So wurde der Hilfskonvoi, der in jedem Herbst in Ostheim und Westuffeln startet, von Jahr zu Jahr umfangreicher. Aus den anfangs ein, zwei Lkw sind inzwischen mehr als ein Dutzend geworden.
Vergangenes Jahr waren es 14 Transporte mit Bekleidung, Fahrrädern, Rollstühlen, Betten, Haushaltsgeräten und Lebensmitteln mit einem Gesamtgewicht von 150 Tonnen. Zur Finanzierung der
Transportkosten tragen die Geldspenden zahlreicher Firmen, Organisationen und Privatpersonen aus unserer Region bei.
Dass die Spendengüter aus Deutschland immer dorthin gelangen, wo sie am dringendsten benötigt werden, das wissen Rudert und Rüddenklau unter anderem auch vom Christlichen Hilfsdienst Bad
Hersfeld, ihrem Kooperationspartner in Rumänien und der Ukraine.
Die aktuelle Lage
Rumänien ist seit 2007 Mitglied der EU. „Wirtschaftlich hat es seitdem einen deutlichen Fortschritt gegeben“, sagt Rüddenklau und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Wenn ,Fressnapf‘ in einem Land
Filialen eröffnet, dann ist das Gröbste geschafft.“ Das heißt jedoch nicht, dass Armut überwunden ist. „Viele Arme fallen noch immer komplett durch jegliches Raster“, sagt Rudert. In der
Corona-Pandemie gebe es Familien, die am Hungertuch nagen. In Fogarasch, einem Oberzentrum im Karpaten-Bogen, habe Elisabeth Reinhardt, eine Kooperationspartnerin vor Ort, im Vorjahr 500 arme
Familien betreut, in diesem Jahr seien es aber schon rund 600 Familien.
Die Freundschaften
In solchen Brennpunkten zu helfen, das ist das Anliegen der beiden Nordhessen. Ihre unbürokratische, direkte Art des Helfens hat sie mit vielen Menschen in den Ländern Südosteuropas in Kontakt
gebracht. Wobei sie armen Menschen immer auf Augenhöhe begegnen. „Daraus haben sich im Laufe der Jahre viele Freundschaften entwickelt“, sagen sie. Weil ihnen ihr großes, in ganz Nordhessen
bekanntes Hilfsprojekt selber so viel an Freude und Genugtuung gibt, betrachten sie es inzwischen auch als Hobby. „Ein Hobby, das nur Gewinner kennt: Spender, Empfänger und uns als die
Vermittler“, so Rudert.
Die Organisation
Dass ihr Projekt ein solcher Erfolg werden konnte, hängt auch mit ihren Berufen zusammen. Als Leiter von gut am Markt positionierten Betrieben verstehen sie zu organisieren.
Aber: „Wir sind jetzt an der Grenze dessen, was wir zwei noch leisten können, viel mehr können wir nicht machen“, sagt Rüddenklau. Schließlich seien sie in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt
vier Wochen für ihr Projekt in Rumänien und der Ukraine unterwegs gewesen.
Und jetzt schon wieder: „Denn auch in Rumänien müssen nun die Kartoffeln in die Erde“, sagen sie. Damit Arme im September etwas Wertiges zu essen haben.
Ostheim/Westuffeln/Zhytomir – Eisige Kälte und
meterhohe Schneeberge – das waren die Bedingungen, unter denen die Hilfsaktion für Südosteuropa jetzt in der Ukraine fortgesetzt wurde. Nach dem großen Hilfskonvoi im Herbst nach Rumänien
verteilten die beiden Initiatoren der Aktion, Ottmar Rudert (Ostheim) und Günter Rüddenklau (Westuffeln), ab Mitte Februar weitere Spenden aus Nordhessen in der Ukraine.
„Wir hatten im vergangenen Jahr unseren Partnern vor Ort versprochen, dass wir versuchen wollten, die Ausstattung für ein Altenheim zu besorgen“, berichten Rudert und Rüddenklau. Denn das, was
sie bei dem Besuch eines Seniorenheimes in einer Gemeinde nahe der Großstadt Zhytomir vorgefunden hätten, habe das ganze Ausmaß der miserablen Versorgungslage in der Ukraine offenbart. Die alten
Menschen hätten dort teilweise auf schmalsten Betten schlafen müssen, deren Gitterroste oder Bretter nur mit Decken abgedeckt gewesen seien. „Es war schon damals unser Anliegen, solch unhaltbare
Zustände zu beenden“, sagen die beiden. Das ist ihnen offenbar in vollem Umfang gelungen.
„Wir können sagen, dass wir ein Altenheim nahezu vollständig mit Betten, Rollstühlen und Rollatoren ausstatten konnten“, sagt Rudert. Darüber hinaus wurden noch Brillen, Windeln und Lebensmittel
verteilt „und sogar einen Defibrillator konnten wir übergeben“, ergänzt Rüddenklau.
In dem Heim in der Gemeinde Iwanowa, etwa 150 Kilometer westlich von Kiew, leben 40 ältere Menschen, betreut von etwa 20 Pflegerinnen und Pflegern. Das Monatsbudget für Löhne, Verpflegung und
Betriebskosten betrage nicht mehr als 6000 Euro, berichten die beiden. „Das ist eigentlich kaum vorstellbar für ein Land, das über fruchtbarste Böden verfügt und früher als die Kornkammer Europas
galt“, so die beiden Biobauern. Doch die heutigen Verhältnisse seien das Resultat von jahrzehntelanger Korruption und Misswirtschaft.
Wie bei allen Hilfslieferungen nach Südosteuropa sind es vor allem die zahlreichen Spender aus unserer Region, die zum Erfolg der Aktion beitragen. In diesem Fall sei es Klaus Vering, Leiter der
Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen, gewesen, der maßgeblich zum Gelingen beigetragen habe. Denn Vering besorgte nicht nur ausrangierte Betten aus den eigenen Heimen, sondern schloss sich auch
mit den Leitungen anderer Pflegeeinrichtungen und Kliniken kurz. So steuerten unter anderem auch die Lungenfachklinik Immenhausen, die Senioren Pflege- und Begegnungsstätte Kaufungen, die ASB
Wohnen und Pflege Lohfelden, das Haus Abendfrieden in Zierenberg sowie die Sanitätshäuser Wilhelmshöhe und Sport-Line in Hofgeismar Sachspenden bei.
An dem Konzept der schwerpunktmäßigen Unterstützung wollen Rudert und Rüddenklau festhalten. So soll im nächsten Jahr ein weiteres Altenheim im Ort Storaya Kotelnya ausgestattet werden. Dabei
folgen die Initiatoren den Empfehlungen von Pfarrer Nikolai, dem Seelsorger einer freikirchlichen Gemeinde in der Hauptstadt Kiew.
Weil auch im vergangenen Jahr wieder Geldspenden in ausreichendem Maße eingingen, konnten Rudert und Rüddenklau in der Ukraine noch Lebensmittel für die Dorfbewohner von Iwanowa kaufen. Nicht
fehlen durfte dabei – wie üblich – Schokolade für die Kinder.