Kreis Kassel/Kiew – Militärexperten befürchten, dass die ukrainische Armee ihre Verteidigungsstellungen an der Front im Osten des Landes nicht mehr allzu lange wird halten können. Es mangelt an frischen Einsatzkräften, an Waffen, an Munition.

„Wir hören von unseren ukrainischen Freunden und Partnern, dass die Situation im ganzen Land wesentlich prekärer ist als noch vor einem Jahr“, sagt Ottmar Rudert (Ostheim), der mit seinem Partner Günter Rüddenklau (Westuffeln) die Ukraine seit Kriegsbeginn unterstützt. Gerade deshalb sei die zivile Hilfe, die Nordhessen leistet, wichtiger denn je.

Begleitet von HNA-Redakteur Gerd Henke sind die beiden heute Morgen aufgebrochen, um die von ihrer Südosteuropa-Hilfe betreuten Einrichtungen wieder aufzusuchen. „Wir müssen uns selber vor Ort einen Eindruck davon verschaffen, was für unsere ukrainischen Partner am dringlichsten ist und was wir dazu beitragen können, die Not zu lindern.“ Mit ihren Pickups nehmen sie heute zunächst Konserven, Sanitätsartikel, Rollstühle und Rollatoren mit in die Ukraine. Die Spendengüter sind für ein Krankenhaus und Altenheim in der Region Zhytomyr bestimmt.

Rudert und Rüddenklau wissen aus den Berichten ihrer Partner, dass inzwischen das ganze Land Kriegsgebiet ist. Russische Raketen sind schon in allen größeren Städten des Landes eingeschlagen – von Lwiw im Westen bis Charkiw im Osten und Odessa am Schwarzen Meer.

Es war Anfang Mai vergangenen Jahres, da schlugen nach monatelanger Ruhe die ersten Raketen in Kiew wieder ein. Seinerzeit mussten die Deutschen mehrfach Schutzbunker aufsuchen. Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem die Hauptstadt nicht Ziel russischer Luftangriffe ist. „Verletzte und Amputierte gehören im dritten Kriegsjahr nun schon zum normalen Bild auf den Straßen Kiews“, sagen die beiden.

Die Südosteuropahilfe ist nicht die einzige nordhessische Organisation, die die Ukraine mit Spenden unterstützt. Wertvolle Hilfe leisten auch die Ukrainehilfe Wolfhagen, die katholische St.-Joseph-Gemeinde in Kassel-Rothenditmold oder auch der Christliche Hilfsdienst in Bad Hersfeld. Alle zusammen haben in den zwei Jahren seit Kriegsbeginn Hunderte Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine transportieren lassen und Spendengelder für humanitäre Zwecke gesammelt. Dass diese Hilfe weitergehen muss, darin sind sich alle Organisationen einig. ➔ SEITE 6